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Stillstand ist keine Alternative – Azubis werden kreativ

Gastronomie-Azubis werden kreativ
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Die Gastronomie- und Hotelbranche ist von den Auswirkungen der Corona-Krise besonders stark betroffen. Insbesondere die Azubis leiden unter der Situation: Weder kann die Berufsschule besucht werden, noch lassen sich praktische Kenntnisse vertiefen. Doch für die angehenden Fachkräfte ist das kein Grund für Stillstand – sie überraschten selbst ihre Chefs mit kreativen Ideen und Aktionen.

Supermarkt im Hotel und To-go in Eigenregie

“Feines von Aaldi” nennt sich der Supermarkt, den die Azubis im Hotel Rheinpark Rees, das zu den Rheinberger Aaldering Hotels gehört, eröffnet haben. Im Restaurant des Hotels verkauften sie hochwertige Weine, Profi-Gastro-Artikel, Kerzen, Gläser und Spirituosen – und das alles mit “Rheinblick”.

Die Auszubildenden des Hotels Platzl in München haben die Zeit genutzt, um ihren Arbeitsplatz mit Renovierungsarbeiten zu verschönern. Als es nichts mehr “aufzuhübschen” gab, überließ ihnen der Chef die Verantwortung für das To-go-Angebot der Wirtshäuser in Eigenregie. Küche, Service, Kochen und Verkauf wurde allein vom Nachwuchs organisiert.

Süßes aus Saurem

“Wenn das Leben dir Zitronen gibt, mach Limonade daraus” – nach diesem Motto produzierten und verkauften die Azubis des Rheinhotel Bellevue in Boppard selbstgemachte Limonade to-go, selbstverständlich am ebenso selbstgebauten Verkaufsstand.

Etwas hochprozentiger ging es in “Hessens erstem Wein-Drive-in” zur Sache, ebenfalls ein Azubi-Projekt des Grandhotels Hessischer Hof. Die Weine des eigenen Weinguts wurden in einem “Bacchus-Counter” an der Hotelvorfahrt, die verkehrstechnisch gut sichtbar und befahrbar ist, verkauft.

“Bratwurst und Silvaner”

Das schöne Wetter nutzten die Azubis des Restaurant Reisers am Stein in Würzburg. Aus dem Küchenhaus des angrenzenden Weinguts verkauften sie Spaziergängern gegrillte Bratwurst oder Gemüse mit Bärlauchpesto mit eisgekühltem Silvaner, ebenfalls to-go. Am Muttertag gab es Eis mit Erdbeeren – für Mütter natürlich gratis. Vorausgegangen war ein kleines Farm-Projekt, in dem in verschiedenen Beeten jetzt wächst, was später auf den Tellern der Aktion “Easy Monday” landen soll. Easy Monday ist die Lehrwerkstatt, in der Chef Bernhard Reiser seine Azubis mit den kulinarischen Feinheiten vertraut macht.

“Azubis zu verschenken”

Mit diesem Motto hat Andreas Voss, Inhaber des Land- und Wellnesshotels Voss im sauerländischen Lennestadt, für seine Auszubildenden geworben. Diese hatten im Hotel selbst längst alle Arbeiten erledigt und wollten nicht ohne Beschäftigung sein, sondern weiter lernen. Also hat Voss via Facebook einen Aufruf gestartet: “Wer hat sinnvolle Arbeit für uns?”

Darauf gab es zahlreiche positive Resonanzen – die “geschenkten Azubis” waren als Gartenhelfer im TalVital Saalhausen ebenso gefragt wie als Hausmeistergehilfen in der Grundschule Finnentrop. Auf zwei Bauernhöfen in der Umgebung halfen sie beim Füttern, Misten, Melken und Traktorfahren. Das Angebot des Pfälzer Weingutes Ellermann-Spiegel kam besonders gut an: Vier Tage waren die Azubis im Weinberg, Keller und Lager aktiv – anstrengend, aber zur Belohnung gab es abends gemeinsame Weinverkostungen mit den Auszubildenden des Winzers.

Azubi-Cuisine zum Mitnehmen

Im Travel Charme Gothisches Haus in Wernigerode übergab Küchenchef Ronny Kallmeyer den Azubis die Verantwortung für einen eigenen gastronomischen Betrieb. Im Projekt “Food-Charme – das Azubi-Takeover” wurde unter seiner Anleitung ein Konzept für drei Hauptgerichte mit Suppe sowie ein 4-Gänge-Candle-Light-Dinner erstellt. Alle Menüs werden selbst gekocht und vakuumverpackt, dazu gibt es eine Anleitung für die Zubereitung zuhause.

Berufsschule im Palmengarten

Auch in Corona-Zeiten muss noch Theorie vermittelt und gelernt werden. Deshalb wurde bei der Tiger & Palmen Gruppe in Frankfurt der Unterricht für die Azubis in einen Konferenzraum im Palmengarten-Gesellschaftshaus verlegt – dort konnte der Mindestabstand gut eingehalten werden. Anwesenheit war Pflicht, um Aufgaben aus der Berufsschule zu bearbeiten oder, bei manch säumigen Kandidaten, auch das Berichtsheft “nachschreiben” zu lassen.

“Eis-Drive-in” wird Verkaufsschlager

Die eigene Vorliebe für Eis machten die Azubis des Kempinski-Hotels in Frankfurt Gravenbruch zum Geschäftsmodell: Das selbst erstellte Eis kann von den Gästen an der Auffahrt des Luxushotels vom Auto aus geordert und an der Eis-Theke am Portal abgeholt werden. Die Lage gegenüber dem neu eröffneten Autokino erwies sich als Glückstreffer: Bereits am ersten Tag wurden 530 Kugeln verkauft! Neben den Klassikern wie Erdbeer- oder Vanilleeis gab es auch exotische Sorten wie z. B. Spargeleis – ein Renner und schnell ausverkauft. An anderen Tagen reichte das Vanilleeis nicht, um die große Nachfrage zu bedienen. Der Lerneffekt für die Azubis: Der Eismarkt ist kaum kalkulier- und berechenbar. Mittlerweile wurde das Angebot erweitert, so kann man nun aus dem Auto heraus auch Curry-Rindswurst mit Smoothy-Currysauce und Gravenbrucher Krustenbrot mitnehmen – solange der Vorrat reicht!

Quelle: ahgz.de vom 11.05.2020 

 

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