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Maschinenfabrik Reinhausen: Mit Basisarbeit und Netzwerken gute Fachkräfte ausbilden

Maschinenfabrik Reinhause
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Das Ausbildungszentrum der Maschinenfabrik Reinhausen (MR) in Regensburg-Haslbach hat keine Nachwuchssorgen: Auf jeden Ausbildungsplatz bewerben sich bis zu 20 Schüler, die Abbruchquote liegt bei fast Null. Vordergründig mag das daran liegen, dass die Fabrik eine führende Position im Bereich der Digitalisierung einnimmt. Die Ausbilder erklären den Zulauf eher durch die gute Basisarbeit und Fördern von Netzwerk-Fähigkeiten.

Zwei Drittel der Azubis sind später Techniker oder Meister

Von den 110 Auszubildenden lernen 14 gleichzeitig für einen Bachelor-Abschluss. Etwa 30 Azubis haben “nur” einen Hauptschulabschluss (Mittelschule in Bayern). Alle Auszubildenden werden später übernommen, zwei Drittel davon weisen zehn Jahre später einen Abschluss zum Techniker oder zum Meister vor. Das Familienunternehmen produziert mit 3.350 Mitarbeitern weltweit etwa 750 Millionen Jahresumsatz mit der Fertigung von Stufenschaltern für Transformatoren.

Das richtige Team und genügend Zeit

Auf die Frage nach einem zeitgemäßen dualen System antwortet der Ausbildungsleiter Stefan Thür: “Am Ende kommt es vor allem auf das richtige Team und genügend Zeit an”. Er setzt auf Generalisten statt auf Nischen-Spezialisten und ist überzeugt: “Wenn die richtigen Grundlagen da sind, kann man im Laufe seines Arbeitslebens jeden Technologiesprung adaptieren.” Dazu gehört für ihn auch das Einfügen in die damit einhergehenden Arbeitskulturen.

Die meisten Azubis sind schon lange vorher bekannt

Die Teilnehmer für das richtige Team werden über Basisarbeit lange vor dem Bewerbungsgespräch rekrutiert: Mit Technik-Tagen in Grundschulen, Girls´ Days und Schülerpraktika. Zwei Drittel der Lehrlinge kennt das Unternehmen bereits vor dem Start der Ausbildung. Dabei setzt die MR gern und mit Erfolg auf Mittelschüler – denn die bleiben, während die Abiturienten weiterziehen. Zudem denken sie oft weniger kompliziert und hätten nicht selten von Haus aus schon Erfahrung mit Traktor-Reparaturen.

Zusammenarbeit der Professionen

Ab dem ersten Lehrjahr wird der Austausch zwischen den Fachrichtungen, aber auch zwischen Azubis und dualen Studenten gefördert. Im Grundkurs Metall z. B. feilen, sägen und bohren auch künftige IT-Systemelektroniker und Kaufleute. Die Zusammenarbeit der Professionen wird verstärkt Teil des Berufslebens werden, glaubt Thür. Mechaniker, Controller und Programmierer müssen jetzt schon mehr als früher zusammenarbeiten.

Keine “Schmalspur-Lehre”

Die Anforderungen an berufliche Fähigkeiten und Kenntnisse steigen, jede Maschine, die durch Automatisierung das Leben erleichtert, muss erstmal verstanden werden. Deshalb gibt es bei der MR keine “Schmalspur-Lehre”, Leute “für´s Band” werden nicht gebraucht. Um das für alle Azubis zu realisieren, müssen auch Schwächere entsprechend gefördert werden. Dazu gehört z. B., dass der Mittelschüler mit Problemen im Rechnen sich mit dem Abiturienten zum Lernen trifft.

Zeit nehmen, “Schonraum” bieten

Aber auch die Ausbilder müssen sich dafür Zeit nehmen, um Dinge zur Not wiederholt zu erklären. Mit 12 Ausbildern bei 110 Azubis ist das Unternehmen gut aufgestellt. Das Ausbildungszentrum übernimmt zusätzlich, gerade kurz vor Prüfungen, die Funktion eines “Schonraumes”, in dem die Auszubildenden für zwei Wochen aus dem Betrieb genommen werden und dort noch eine Portion “extra lernen” können.

Freiheit der Ausbildungsordnungen nutzen

Statt wie andere Unternehmen nach neuen Ausbildungsberufen zu verlangen, setzt man bei der MR auf Freiheiten der bestehenden Ausbildungsordnungen. So besuchen künftige Industriemechaniker Elektronikkurse, angehende Elektroniker und Zerspaner lernen IT und Programmiersprachen. Grenzen lösen sich vermehrt auf, so wurden in der Instandhaltung die Bereiche Metall und Elektro zusammengelegt. Im Testlabor arbeiten Elektroniker, Mechaniker und Ingenieure gemeinsam.

Lernen hört auch für Ausbilder nie auf

Wichtig ist für Thür insbesondere, das gute Ausbilder zu ihm kommen, denn nur dann ist auch gute Ausbildung gewährleistet. Wer diese Aufgabe übernimmt, muss es auch wirklich wollen und nicht machen, weil er anderswo gescheitert ist. Das Lernen hört eben auch für Ausbilder niemals auf.

Quelle: Die duale Berufsausbildung ist ein Erfolgsmodell – nun allerdings in der Krise. Von C. Sywottek, in: brandeins, Heft 09/17, S. 97-102.

 

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