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“German Ausbildung” statt College

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Lange Zeit gab es in den USA nur zwei Alternativen für Jugendliche: nach der Highschool ein College besuchen und einen (hoffentlich) besser bezahlten Job bekommen – oder ein paar Monate angelernt werden und für den Rest des Lebens einfachen Tätigkeiten nachgehen. Mittlerweile hat der Fachkräftemangel auch hier klar gestellt: der Mittelbau fehlt in dem Konstrukt. Das war die Stunde der “German Ausbildung”.

Wettbewerb um Absolventen

Das traditionelle US-Ausbildungssystem passt nicht mehr zum aktuellen Arbeitsmarkt, denn die Arbeitslosenquote beträgt weniger als vier Prozent. Die Firmen stehen bei den Fachhochschulen an, um die Absolventen direkt anstellen zu können, manche bieten sogar Boni von bis zu 25.000 Dollar, um Fachkräfte zu gewinnen. Beim Bau neuer Fertigungsstätten fällt der Blick nicht mehr auf Regionen mit günstigen Steuersätzen, sondern mit zahlreichen qualifizierten Arbeitskräften.

Stellen werden immer anspruchsvoller

Der Umdenkprozess hat nicht ohne Grund eingesetzt: Seit Jahrzehnten ist es in den USA Sache von Schule und des Einzelnen, sich um die Ausbildung zu kümmern. Führungskräfte kamen von den Universitäten, wer kein College besuchte, dem blieben nur einfache Jobs. Während gerade diese zunehmend ins Ausland abwandern, wurden die verbleibenden Stellen  immer anspruchsvoller. Jede zweite US-Firma sieht den Fachkräftemangel als größtes Risiko, noch vor der Bürokratie und der schlechten Infrastruktur.

Modellregion für Berufsausbildung

Die Tochter-Unternehmen aus Deutschland sind deshalb mit ihrer dualen Ausbildung in den Fokus gerückt. In Charleston – Heimat u.a. für Daimler, Bosch, BMW, IFA und Evonik, hat das Washingtoner Arbeitsministerium eine “nationale Modellregion für die Weiterentwicklung der Berufsausbildung” ausgerufen. Bosch hat z. B. schon 1976 eine Ausbildung nach deutschem Modell gestartet und das örtliche Trident College als “Berufsschule” angeworben. Dort wurden für die “Bosch-Azubis” spezielle Kurse angeboten.

Auch Ältere gehen noch in die “Lehre”

Heute sind alle 16 Technischen Hochschulen am Programm “Berufsausbildung Carolina” beteiligt, über 28.000 “Azubis” haben seitdem dort eine Lehre bei mittlerweile 1.000 Firmen gemacht. Dabei wird nicht immer zwischen Aus- und Weiterbildung unterschieden, viele “Lehrlinge” sind Mitarbeiter, die schon länger im Betrieb sind. Nur etwa ein Fünftel besteht aus Jugendlichen, die nach der Highschool eine Ausbildung begonnen haben.

“Earn while you learn”

“Earn while you learn” – der Slogan überzeugt nicht nur die Jungen, sondern auch die Eltern. Während bei einem Studienkredit schnell fünf- bis sechsstellige Beträge abgezahlt werden müssen, erhalten die Azubis direkt bis zu 800 Dollar Monatslohn. Dazu locken gute Perspektiven, denn z. B. bei Bosch folgt nach der Jugend-Ausbildung eine zweijährige Erwachsenenlehre, die mit einem Ingenieursstudium abgeschlossen werden kann. Bosch übernimmt alle Kosten, die Mitarbeiter bekommen während der ganzen Ausbildungszeit ein Gehalt.

Eltern fragen schon früh bei den Colleges an

Die Leiterin des Trident-College, Melissa Stowasser, berichtet, dass mittlerweile schon Eltern von 12-13-Jährigen anrufen, um sich nach den dualen Ausbildungsmöglichkeiten zu erkundigen. Die Hochschule bietet nicht mehr nur Kurse in Mechanik und Maschinenbau an, sondern auch für angehende Köche, Hotelfachangestellte, Hebammen, Kühltechniker und Buchhalter.

Quelle: sueddeutsche.de vom 30.08.2018.

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