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Börsennotierte Unternehmen bilden weniger aus

Börsennotierte Unternehmen bilden weniger aus
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Die Ausbildungstätigkeiten börsennotierter Unternehmen, inklusive der DAX-Konzerne, sind stark rückläufig – nicht börsennotierte Firmen bilden dagegen deutlich mehr aus als früher.

Börsenkonzerne bilden neun Prozent weniger Azubis aus

Börsennotierte Großunternehmen haben im Zeitraum von 2006/2007 bis 2016/2017 die Zahl der Ausbildungsplätze von etwa 85.000 auf 78.000, also um fast neun Prozent gesenkt. Insgesamt beschäftigen diese Firmen in Deutschland 1,6 Millionen Menschen. Im gleichen Zeitraum haben Firmen, die nicht an der Börse notiert sind, ihre Ausbildungsplätze von 26.000 auf 31.000 erhöht, also etwa 17 Prozent. Diese Unternehmen, zu denen z. B. auch die Deutsche Bahn, Bosch oder Rewe gehören, beschäftigen in Deutschland 630.000 Mitarbeiter.

Rendite statt Ausbildung

So lautet das Fazit einer Studie des Wissenschaftszentrums Berlin (WZB), bei der 130 Unternehmen mit über 2.000 Mitarbeitern, davon 62 börsennotierte, untersucht wurden. Die Verfasser der Studie führen das Ergebnis auf den steigenden Druck am Kapitalmarkt zurück: Seit der Finanzkrise in 2008/2009, den fallenden Zinsen und geringen Investitionsalternativen zieht es viele Anleger in die Aktienmärkte. Entsprechend erhöhe sich dort der Druck, mehr Rendite zu erzielen. Die Ausbildung von Jugendlichen steht dem als eher langfristige Investition gegenüber.

Nachteil vor allem für die KMU

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sieht das kritisch. DGB-Vize Elke Hannack meint: “Wenn DAX-Betriebe ihren Aktionären in 2020 geschätzt rund 37 Milliarden Euro ausschütten können, erwarte ich von ihnen auch, dass sie mehr ausbilden.” Die Autoren der Studie sehen die Entwicklung ebenfalls als Nachteil vor allem für die KMU. Fertige Arbeitnehmer zu rekrutieren statt auszubilden, sei langfristig keine Lösung und gehe zulasten der kleinen und mittleren Unternehmen, der volkswirtschaftlichen Beschäftigung und des generellen Bildungsniveaus. Auch Jens Brandenburg, Sprecher für berufliche Bildung der FDP Bundestagsfraktion meint: “Wenn Großunternehmen die Ausbildungslast immer weiter auf den Mittelstand abwälzen, wird man über Ablösesummen diskutieren müssen”. Hans Peter Wolllseifer, Handwerkspräsident, fordert erneut eine Entlastung für ausbildende Betriebe. So gehören 83 Prozent der Ausbildungsbetriebe zu den kleinen Unternehmen. Im Schnitt koste ein Lehrling 16.500 Euro – es sei also nur gerecht, wenn diese z. B. von Bürokratie- und Sozialabgaben entlastet würden.

Nur wenige Konzerne haben Azubi-Quote erhöht

Zu den Unternehmen, welche die Ausbildungstätigkeit besonders stark eingeschränkt haben, gehören Daimler, Deutsche Bank und Deutsche Telekom. SAP, der wertvollste deutsche börsennotierte Konzern, bildet überhaupt keine Auszubildenden mehr aus, sondern nur noch duale Studenten. Allein BASF, Beiersdorf oder Vonovia erhöhten als Konzerne ihre Azubi-Quote. Der Rückgang an Ausbildungsverträgen seit Herbst 2019 sei zwar auch auf die demografische Entwicklung zurückzuführen, allerdings dürften sich die großen Konzerne nicht über einen Bewerbermangel beklagen, da sie nach wie vor für Jugendliche eine große Anziehungskraft besitzen, so die WZB-Autoren.

Quelle: handelsblatt.com vom 16.12.2019.

 

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