Experten-Interview: Recruiting und Employer Branding mit kleinem Budget
Für ein erfolgreiches Recruiting und Employer Branding braucht es kein großes Budget – davon ist Judith Strücker, Mitglied der Geschäftsleitung bei der Einstieg GmbH und Expertin für junges Recruiting überzeugt. Im Gespräch mit Melanie Schaal (wirAUSBILDER) berichtet sie, wo man aus ihrer Sicht ansetzen kann und gibt erste Tipps für alle ausbildenden Unternehmen, denen geringere Mittel für das Recruiting zur Verfügung stehen.
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Judith, Du hast jahrelange Erfahrung im Recruiting und wirst Dein Wissen mit den Teilnehmer:innen der wirAUSBILDER ONLINE-KONFERENZ am 26. und 27. November teilen. Magst Du uns einen Einblick in das Thema geben, das du mitbringst?
Ich werde über Recruiting und Employer Branding mit kleinem Budget sprechen. Ich glaube, dass das ganz wichtig ist, denn häufig höre ich Unternehmen sagen, dass sie gar keine Schnitte gegen die großen Namen und die großen Etats haben. Ich denke, das stimmt nicht. Es hilft schon viel, wenn man ganz rudimentär, wirklich bei den Basics anfängt, hier im Detail genau hinschaut – meistens ist da noch ganz viel zu holen.
Hast du einen Tipp, wie Ausbilder:innen das Thema konkret angehen können?
Eine Sache, die ich ganz spannend finde, ist zum Beispiel seine eigenen Stellenanzeigen anzuschauen. Irgendwann ist dort immer der Punkt genannt „Das erwarten wir von Dir“ oder „Das wünschen wir uns von Dir“ oder „Das solltest Du mitbringen“, meist gefolgt von einer Vielzahl von Bulletpoints.
In dem Zusammenhang: die Studie Azubi-Recruiting Trends hat herausgefunden, dass Bewerber:innen denken, dass die Stelle nichts für sie ist, wenn sie nur einen oder zwei Punkte der vielen Bulletpoints nicht erfüllen. Da die Studie doppelperspektivisch ist, wurden im Gegenzug Unternehmen gefragt, ob es schlimm ist, wenn man nicht jeden der Punkte erfüllt. Und die Antwort: “Nein, natürlich nicht. Wir haben einfach alles aufgeschrieben, was uns eingefallen ist.” Ich denke: das ist gar nicht schlimm, nur ungünstig, wenn man die Bewerber:in trotzdem hätte kennenlernen wollen, denn durch dieses Mismatch verlieren Unternehmen bis zu 60% potenziell geeigneter Bewerber:innen.
Mein Tipp: Die eigenen Stellenanzeigen angucken und versuchen, durch die Brille der Bewerber:innen zu gucken und sich dann zu fragen: Brauchen wir denn wirklich alle genannten Anforderungen? Ist das wirklich ein Must-have? Oder haben wir da irgendwas reingeschrieben, was ganz schön wäre, was wir aber gar nicht wirklich brauchen?
Angenommen, eine Fee sagt Dir, Du hast einen Wunsch zum Thema Recruiting frei. Was antwortest Du ihr?
Ich hätte Wünsche an alle drei Zielgruppen:
- Von den Unternehmen würde ich mir wünschen, dass sie ein bisschen langmütiger sind, noch ein bisschen toleranter mit der jungen Generation Z sind. Jede Generation schimpft immer darüber, dass die Nächstkommende ganz anders ist. Das mag auch sein, aber wir haben gerade einen Bewerbermarkt und einen Fachkräftemangel. Wir brauchen diese jungen Leute. Sie sind vielleicht ein bisschen anders, aber sie sind auch toll und jede Anstrengung lohnt sich.
- Von den Schüler:innen, die sich jetzt auf die Suche machen nach einem Ausbildungsplatz, würde ich mir wünschen, dass sie ein bisschen mehr Verantwortung für sich übernehmen und nicht alles von Mama und Papa regeln lassen, sondern selber mal gucken. Und: sie sollen die Erfahrung machen dürfen, dass Arbeit wirklich bereichert, dass es was Tolles ist, dass man davor gar nicht so viel Angst haben muss.
- Von den Schulen wünsche ich mir, viel mehr Gewicht auf die Berufsorientierung zu legen. Das kommt zu kurz. Auch da sagen Studien, dass sich bis zu 50 % der Schulabgänger:innen gar nicht gut beraten fühlen und eigentlich ziemlich “lost” in die folgenden Situationen reinfallen.
Vielen Dank, Judith. Ich denke, dass diese Wünsche auch viele Ausbilder:innen nennen würden. In diesem Sinne hoffe ich, dass die Fee gut zugehört hat…
Herzlichen Dank für diese spannenden Einblicke. Ich freue mich auf Deinen Live-Impuls und weitere spannende Tipps am ersten Konferenztag.
Ich freue mich ebenfalls. Das wird ein ganz tolles Event.
Tipp: wirAUSBILDER ONLINE-KONFERENZ
Die wirAUSBILDER ONLINE-KONFERENZ wird auch dieses Jahr wieder ein Highlight für alle Teilnehmenden. Die Auswahl der erstmals 10! Themen und Referent:innen gewährleistet einen guten und praxisnahen Einblick in die Ausbildungsarbeit.
Seien Sie dabei! Wir freuen uns auf Sie!
Anmerkung der Redaktion: Das Interview basiert auf der zugehörigen Video-Aufzeichnung und wurde in Auszügen verschriftlicht.