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Prüfungsvorbereitung: Kein Grund zur Panik!

©iStock – SIphotography

Wer kennt es nicht, das flaue Gefühl im Magen, wenn es auf eine Prüfung zugeht? Etwas Lampenfieber ist völlig normal, doch wenn Symptome wie Schweißausbrüche, Schlafstörungen und Schwindel auftreten, haben die Kandidat:innen ein ernsthaftes Problem: Prüfungsangst. Als Ausbilder:in können Sie helfen, den gefürchteten Termin für Ihre Auszubildenden zu einem Erfolgserlebnis zu machen. So bereiten Sie Ihre Azubis optimal auf die Prüfung vor.

Bereit für den Tag X

Irgendwann ist er da, der Tag der Prüfung. Ob angehende Kaufleute, Handwerker und Techniker bei den Prüfer:innen einen guten Eindruck hinterlassen oder Stirnrunzeln hervorrufen, entscheidet nicht nur über die berufliche Zukunft der Prüflinge. Ein gutes Abschlusszeugnis ist auch ein Nachweis der Ausbildungsqualität des Unternehmens und ein Erfolg für Sie als Ausbilder:in. Gute Vorbereitung lohnt sich deshalb – für alle Beteiligten.

Vorbeugen statt Nachsitzen

Die wahrscheinlichsten Kandidaten für Prüfungsangst sind

  • schlecht vorbereitete oder
  • sehr ehrgeizige Auszubildende.

Beide Gruppen sind überdurchschnittlich häufig von Blockaden betroffen – entweder aus Überforderung oder weil sie sich selbst zu sehr unter Druck setzen. Halten Sie deshalb von Anfang an die Augen offen: Welche Azubis könnten Schwierigkeiten bekommen – wer wirkt schon nervös, wenn das Thema „Prüfung“ nur aufkommt, wer äußert Ängste?

Natürlich können Sie das erste Zeugnis abwarten und erst bei schlechten Noten reagieren. Um den Azubis und Ihnen eine mühsame Aufholarbeit zu ersparen, empfiehlt es sich jedoch, ab und zu einen Blick auf die Klausur-Ergebnisse in der Berufsschule zu werfen. So können Sie frühzeitig eingreifen und wissen, wer vor der Abschlussprüfung intensivere Betreuung benötigt.

Gemeinschaft stärkt

Niemand muss seine Prüfungsvorbereitungszeit alleine durchstehen! Helfen Sie Ihren Auszubildenden, indem Sie ehemalige Azubis von deren Prüfungserfahrungen berichten lassen: Wie haben sie die Situation erlebt, was hat ihnen geholfen? Dass gegenseitiger Austausch hilft, bestätigt auch Alina Fettkötter, die eine Ausbildung zur Medienkauffrau absolviert hat: „Meine Mitazubis waren wichtige Lernpartner für mich. Man konnte sich fachlich auf gleicher Ebene begegnen und hat einen Eindruck bekommen, was man noch intensiver lernen sollte. Außerdem saßen wir alle in einem Boot, da tat es sehr gut, mit jemandem darüber zu reden, der ähnliche Sorgen und Ängste hat.“

3 Tipps, die Sie als Lernmanager:in kennen sollten:

1. Nur nicht verzetteln: die schriftliche Prüfung

Egal, wie viel Ihr Azubi gelernt hat – wenn das Aufgabenblatt in der Prüfung vorliegt, ist nicht nur höchste Konzentration, sondern auch Überblick gefragt. Drei klassische Fehler, die Prüflinge um den Erfolg bringen können:

  1. Fehler: Der Aufgabentext wird nur grob „gescannt“. Jetzt setzt beim Prüfling entweder Panik ein („Davon habe ich noch nie etwas gehört!“) und er ist blockiert oder er legt überstürzt los, ohne darüber nachzudenken, ob er die Frage wirklich verstanden hat.
    Tipp: Alle Aufgaben komplett und sorgfältig lesen, sie dann priorisieren, um sich anschließend von den leichten zu den schwierigen vorzuarbeiten. Diese Zeit ist gut investiert, denn sie spart hektische Korrekturen am Schluss. Zudem motiviert die Bearbeitung der leichten Aufgaben für das Knacken der „harten Nüsse“. Diese sollten aber auf jeden Fall bearbeitet werden, wie unlösbar sie auch immer erscheinen mögen. Im Zweifelsfall lieber raten als auslassen!
  2. Fehler: Dem Blick auf die Uhr folgt Entsetzen: Der Großteil der Zeit ist schon um! Panik stellt sich ein und damit erhöht sich die Fehlerquote. Gerade Kandidat:innen, denen zu einer Frage besonders viel einfällt und die mit ihrem Wissen glänzen wollen, laufen Gefahr, dass sie schreiben und schreiben… Und am Ende noch nicht einmal die erhoffte gute Bewertung bekommen, weil die Hälfte der Antworten ausgereicht hätte und nicht mehr genug Zeit für andere Aufgaben blieb.
    Tipp: Wieviel Zeit in eine Aufgabe investiert wird, sollte immer auch von ihrer Bedeutung für die Gesamtwertung abhängen. Macht ein Teil 10 % der Gesamtnote aus, sollten Azubis diesem Teil 10 % der zur Verfügung stehenden Zeit einräumen. Das erfordert zwar etwas Übung, lässt sich aber bei Prüfungssimulationen trainieren. Außerdem: den Fokus auf die Aufgabenstellung legen! Wenn nur drei Beispiele verlangt werden, sollte der Azubi auch nur drei nennen – nicht mehr und nicht weniger.
  3. Fehler: Wird in einer Aufgabe ein längerer Aufsatz gefordert, ist die Versuchung groß, einfach loszuschreiben. Gut benotet wird aber nicht nur das Fachwissen, sondern auch die Fähigkeit, dieses in einer nachvollziehbaren Struktur darzulegen.
    Tipp: Vorab eine kurze Gliederung erstellen: Kurze Stichpunkte auf einem Extrazettel sind ausreichend. Doch aufgepasst: Auch hier wieder die Zeit im Auge behalten und eine Schlusskorrektur einplanen!

Wer sich bereits im Vorfeld die häufigsten Fehler vor und während einer Prüfung bewusst macht, kann gezielt gegensteuern. Stellen Sie Ihren Auszubildenden die wichtigsten „Dos and Don´ts“ vor und setzen Sie dabei nichts als selbstverständlich voraus. Lassen Sie Ihre Azubis die schlimmsten Horrorszenarien formulieren und diskutieren Sie mit ihnen über die Folgen.

2. Üben, aber richtig!

Am Büffeln führt kein Weg vorbei. Doch wie lernt es sich am Besten? Azubis, die bewährte Lerntechniken kennen, sind eindeutig im Vorteil. Geben Sie ihnen einige Arbeitsmethoden an die Hand:

  • Lesen mit Textmarker
  • Lernen mit Karteikarten
  • Nutzung von Lern-Apps
  • Visualisieren des Lernstoffs durch ein Lernposter,
  • Erstellung eines übersichtlichen Skripts am PC
  • und vieles mehr.

Aufschlussreich für alle Beteiligten ist auch eine Klärung des Wissensstands: Lassen Sie Ihre Azubis eine Stunde lang lesen und fordern Sie sie dann auf, niederzuschreiben oder vorzutragen, was sie behalten haben. Auch das Üben anhand von früheren Abschlussprüfungen hilft enorm. Das zeigt auch die Erfahrung von Alina Fettkötter: „Mir hat es geholfen, so viele Probeprüfungen wie möglich zu machen. So habe ich ein Gefühl für die Gewichtung der Themen, die Art der Fragen und die eigenen Lücken bekommen. Im Ernstfall konnte ich dadurch auch viel besser meine Zeit managen.“

3. Alles zu seiner Zeit

Eine Lerngruppe ist für die meisten Azubis eine wichtige Stütze, aber auch den Lernort zu wechseln kann helfen, weil dadurch neue Inhalte mit den Bildern der Umgebung verknüpft werden. Psychologisch sinnvoll ist es außerdem, den Raum kennenzulernen, in dem die Prüfung stattfinden wird. Eine vertraute Umgebung beruhigt und fördert die Konzentration.

Und: Übertreiben Sie die Lernzeiten am Stück nicht, regen Sie besonders bei den Ehrgeizigen unter den Azubis immer wieder Entspannungspausen an. Denn das Gelernte muss verarbeitet werden. Das passiert am nachhaltigsten im Schlaf, daher ist es nicht ratsam, noch am Tag der Prüfung zu lernen. Während der Vorbereitungszeit sollten Ausbilder ihren Azubis auch immer wieder etwas Ablenkung gönnen.

Alina Fettkötter hat davon profitiert: „Für mich war es wichtig, ganz bewusst Pausen einzulegen, in denen ich auch mal das Smartphone zur Hand nehmen durfte. Und ich habe gemerkt, dass ich konkrete Lernziele brauche, für die ich mich mit einem Eis oder einem Kinobesuch belohnen
darf, wenn ich sie erreicht habe.“

Lesetipp:

Mündliche Prüfung: 7 Tipps für Ihre Azubis

Prüfungsvorbereitung: Report oder Situationsaufgabe?

Sina Hankofer ist als ausgebildete Handelsfachwirtin und Personalleiterin bei der Hankofer Emslandsolar GmbH & Co. KG als Ausbilderin für Büromanagement tätig. Seit 2010 ist sie im IHK-Prüfungsausschuss für Bürokaufleute und seit 2013 im IHK-Prüfungsausschuss für Ausbilder.
Alina Fettkötter ist Bachelor B.A., hat nach einem Germanistikstudium ihre Ausbildung zur Medienkauffrau Digital und Print beim NWB Verlag 2014 abgeschlossen und ist dort seitdem in der Redaktion der Zeitschrift NWB Steuer- und Wirtschaftsrecht tätig.
Quelle: wir AUSBILDER 1.2016

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