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Generation Z: Erfolgsfaktor Führung

Die Erwartungen der Berufseinsteiger:innen haben sich in den letzten Jahren deutlich gewandelt. Wie tickt die Generation Z? Und was bedeutet das für Führung?

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Die Generation Z bringt wie jede Generation Besonderheiten und Merkmale mit. So gelten die Jugendlichen, die jetzt auf den Ausbildungsmarkt kommen, als sehr selbstbewusste Generation, die veränderte Ansprüche an Führung, Arbeitszeiten und Mitbestimmung hat. Auch im Hinblick darauf, dass es immer schwieriger wird, gute Auszubildende zu finden, zu binden und zu halten, ist professionelle Führung ein elementarer Faktor.

Die Aufgabe von Ausbilder:innen, Ausbildungsbeauftragten und Ausbildungsverantwortlichen ist es, als Lernprozessbegleiter mit klaren Strukturen und vor allem mit professioneller Führung den Auszubildenden zu helfen, ihr Ausbildungsziel zu erreichen und somit qualifizierte Mitarbeitende für das Unternehmen zu sichern. Auszubildende sollten nicht „nebenher laufen“, sondern frühzeitig als wertschöpfende und vollwertige Mitglieder ins Unternehmen integriert werden. Dazu ist es wichtig, die Generation Z zu verstehen und ihre Erwartungen zu kennen.

Wodurch zeichnet sich die Generation Z aus?

Die Meinungen zu dieser Generation gehen weit auseinander: So werden sie von einigen als „verwöhnte, selbstbezogene und konsumorientierte digitale Zombies“ beschrieben und wieder andere sehen in ihnen individualistische, verantwortungs- und selbstbewusste Digital Natives – Generation Z als die „Heilsbringer“ für eine moderne Arbeitswelt.

Tipps für Ihr Führungsverhalten

Merkmale und Besonderheiten der Generation Z: 

  • Realismus: Während für Auszubildende der Generation X Skeptizismus und der Generation Y ein ausgeprägter Optimismus charakteristisch waren, kennzeichnet Realismus die Generation Z. Die Ursachen hierfür liegen in den Erfahrungen, die die Generation Z in ihrer Kindheit und Jugend gemacht hat. So hat sie z. B. miterlebt, wie im Rahmen der Bologna-Reform Politiker:innen Versprechungen gemacht haben, die nicht bzw. nur teilweise eingehalten wurden. Die Generation Z hat erkannt, dass häufig überzogene Versprechungen getätigt werden und hat daraus gelernt, diesen nicht blind zu vertrauen, sondern diese zu hinterfragen. Sie hat ein äußerst gutes Gespür dafür, was realistisch ist und was nicht – dies gilt auch bei Stellenanzeigen.
  • Empfehlung: Achten Sie bei Ihrem Führungsverhalten darauf, keine unrealistischen Versprechungen zu machen und glaubwürdig zu kommunizieren: Wenn Sie Ihre Ausbildung beispielsweise damit bewerben, frühzeitig eigene Projekte zu übernehmen und Verantwortung zu tragen, dann stellen Sie sicher, dass Auszubildenden auch wirklich die Möglichkeit geboten wird, Verantwortung zu übernehmen.
  • Mitbestimmung, Einbindung und Partizipation: Schon aus ihrem Elternhaus ist die Generation Z Mitbestimmung, Einbindung und Partizipation gewohnt. So wurden z. B. die Vertreter dieser Generation im Gegensatz zu denen voriger Generationen in die Entscheidung über die Urlaubsplanung der Familie einbezogen. Diese Einbindung erwarten sie auch von ihrem Arbeitgeber. Sie wollen gefragt werden: „Wie kann etwas erreicht werden?“
  • Empfehlung:  Die unkonventionelle Denkweise der Generation Z wird Ihnen einen Mehrwert bringen. Signalisieren Sie Wertschätzung und fördern Sie die Eigenverantwortung und die Identifikation mit dem Unternehmen – drei der wichtigsten Ziele einer guten Ausbildung.
    Nutzen Sie alle Möglichkeiten, die Generation Z einzubeziehen: Fordern Sie Ideen, Vorschläge und Beiträge, wo immer möglich. Selbstverständlich gibt es in Unternehmen immer wieder Entscheidungen, bei denen eine Mitbestimmung nicht oder nur teilweise möglich ist. Hier ist es wichtig, den jungen Menschen zu Beginn der Ausbildung (ggf. auch in den jeweiligen Abteilungen) klar zu machen, was verhandelbar ist und was nicht.

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  • Arbeitszeiten und -orte: Die Generation Z hat oft miterlebt, was Work-Life-Balance bei der Generation Y bedeutet: Ein Firmenhandy sorgt z. B. meist dafür, dass Angestellte permanent für Vorgesetzte erreichbar sind. So bedeutet Work-Life-Balance in vielen Unternehmen eher eine Vermischung von Freizeit und Beruf statt eine gesunde Balance. Dies will die Generation Z nicht, denn deren Fokus liegt auf Familie, Freizeit und Hobbies. Die Mehrheit möchte geregelte Arbeitszeiten mit klar festgelegtem Beginn und Ende und vor allem die Trennung von Freizeit und Beruf – den sogenannten „Work-Life-Cut“ (vgl. Shell Jugendstudie 2015). Diese Einstellung kann bei Ausbildenden, Ausbildungsbeauftragten und Ausbildungsverantwortlichen – speziell der älteren Generation – zu Missverständnissen führen, da sie die Einsatzbereitschaft z. B. zur Mehrarbeit im gesetzlichen Rahmen voraussetzen.
  • Empfehlung: Um solche Missverständnisse zu vermeiden, weisen Sie Ihre Auszubildenden klar auf geschäftlich notwendige Ausnahmen hin und kommunizieren Sie, dass es aber grundsätzlich akzeptiert wird, wenn sie auf einen pünktlichen Feierabend bestehen. Empfehlenswert für Sie als Ausbilder:in ist ebenfalls ein gutes eigenes Zeit-Management bei der Delegation und Vorplanung von Aufgaben, um Engpässe bestmöglich zu vermeiden.
  • Bindung: Eine hochgradig individualistisch geprägte Gesellschaft mit starken hedonistischen Zügen führt dazu, dass Vertreter der Generation Z sich stark auf die eigenen persönlichen Ziele konzentrieren. Frühere Generationen haben sich stärker an den Arbeitgeber gebunden – entweder an das Unternehmen selbst oder an eine Führungspersönlichkeit. Bindung entsteht dagegen bei der Generation Z vermehrt über Projekte und Aufgaben.
  • Empfehlung: Trauen Sie sich, verantwortungsvolle Projekte und Aufgaben an Auszubildende zu delegieren und stecken Sie mehr Energie in die Kontrolle (aber werden Sie kein Kontrolletti) – in den „jungen Leuten“ steckt mehr, als Sie vielleicht denken. Wenn z.B. klare Veränderungswünsche für die Organisation genannt werden, kann das eine Chance sein: Vielleicht ist es ein spannendes, verantwortungsvolles Projekt für Ihre Azubis.
  • Individualität: Jeder Azubi ist anders und daher können auch ganz andere Faktoren wichtig sein: Vielleicht sind es ja gar nicht die Aufgaben und Projekte, sondern die Kolleg:innen und das Team, die für die Bindung entscheidend sind. Diese individuellen Bindungsfaktoren gilt es herauszufinden.
  • Empfehlung: Ausbilder:innen fragen sich oft: „Woher weiß ich, was meinen Auszubildenden besonders wichtig ist? Wie kann ich darauf eingehen?“ Die Antwort ist denkbar einfach: „Fragen Sie die jungen Menschen!“ Die Vertreter der Generation Z können genau sagen, was sie wollen bzw. nicht wollen. Es empfiehlt sich auch, eigene Gestaltungsmöglichkeiten, z. B. des Arbeitsplatzes, so weit möglich einzuräumen – so kommen Sie dem Wunsch zur Individualisierung nach.
  • Feedback: Vielen Auszubildenden ist „Feedback“ besonders wichtig – was wurde gut und was wurde weniger gut gemacht. Doch dies ist für die Ausbilder nicht ganz einfach – Helikoptereltern ist hier das Stichwort: Eltern, die permanent um ihre Kinder „herumschwirren“, alles für sie machen und vor allem immer signalisieren, wie toll die eigenen Kinder doch sind – meist besser als alle anderen.
    Daher ist die Generation Z fast ausschließlich positives Feedback gewohnt. Kritische Worte sind für manche Auszubildenden eine ganz neue Erfahrung. Dabei ist auch kritisches Feedback notwendig, um Verhaltensänderungen zu erzeugen. In der Praxis erhalten Auszubildende in einer Abteilung meist wenig Rückmeldung zur eigenen Leistung und zum eigenen Verhalten. Meist findet ein Feedback lediglich anlässlich der Regelbeurteilung am Ende des Einsatzes in der jeweiligen Abteilung statt – und dann gibt es auch nur positive Bewertungen (weil sich nicht getraut wird, auch Negatives zu äußern?). Auf die Frage: „Würden Sie diesen Azubi später in Ihrer Abteilung einsetzen?“ wird öfter geantwortet: „Auf keinen Fall.“ Warum dann überhaupt eine Beurteilung? Dies hilft weder den Auszubildenden noch dem Unternehmen.
  • Empfehlung: Machen Sie sich während der Betreuung immer wieder Notizen über gute – und auch weniger gute – Arbeitsleistungen, um auf dieser Basis später konkretes Feedback mit Beispielen zu geben.
    Planen Sie Zeit für regelmäßiges Feedback ein, z. B. können Sie bereits in der Halbzeit des Einsatzes in Ihrer Abteilung mit Ihrem Azubi den Beurteilungsbogen besprechen und diesen gemeinsam ausfüllen – so sieht der Auszubildende, wo er steht und wie er sich noch entwickeln kann.
    Melden Sie im Ausbildungsalltag positive Dinge schnell und spontan zurück. Geben Sie deutlich mehr positives Feedback als Negatives und loben Sie gute Leistungen, auch wenn diese für Sie erwartungsgemäß sind. Formulieren Sie unter Beachtung von Feedback-Regeln (z. B. zeitnah, Ich-Botschaft, konkretes Beispiel, Änderungswunsch) und stellen Sie durch Fragen fest, (z. B. „Wie würden Sie künftig XY machen oder bearbeiten?“) ob und wie es verstanden wurde.
  • Moderne Technik und Online-Medien: Sind alle Vertreter der Generation Z auch „Technik-Freaks“ und bringen sie automatisch IT-Kompetenz mit? Schließlich sind sie mit dem digitalen Schweizer Taschenmesser aufgewachsen – dem Smartphone. Nein! Die Generation Z hat zwar meist ein Gespür für moderne Medien und IT, doch wird diese hauptsächlich zur Kontaktpflege über Social Media genutzt, weniger für die gängigen Büroarbeitsprogramme.
  • Empfehlung: Machen Sie die Auszubildenden mit der Nutzung der firmeneigenen Programme und Systeme vertraut. Sofern von den Azubis gewünscht, inhaltlich sinnvoll und datenschutzrechtlich machbar, bietet sich die Nutzung moderner Technik in der internen Kommunikation an (Azubis untereinander, mit Ausbilder oder Kollegen, z. B. Chats). Ebenso ist es wichtig, Kommunikationsrichtlinien festzulegen. Definieren Sie, welche Inhalte und Themen (z. B. Angebot, Reklamation) über welche Medien (Mail, Telefon, persönliches Gespräch) vermittelt werden und worauf es dabei ankommt (z. B. optimales Telefonverhalten).

Empfehlenswert ist es, die oben genannten Merkmale und deren Bedeutung für Führung als „Grundkompass“ im Umgang mit der Generation Z zu sehen – damit lässt sich viel Verständnis generieren und der ein oder andere unnötige Reibungspunkt im Umgang miteinander vermeiden. Auf gleicher Augenhöhe mit ihnen zu agieren, selber selbstbewusst aufzutreten und vor allem freundlich und klar zu kommunizieren sowie Andersartigkeit zu akzeptieren sind wichtige Elemente im Umgang mit dieser Generation.

Letztendlich gilt es dennoch, alle Auszubildenden jeweils individuell zu betrachten statt zu verallgemeinern, denn jeder von ihnen bringt zusätzlich eigene Erwartungen, Merkmale und Besonderheiten mit, auf die es in der Führung zu achten gilt. Denken Sie daran: Es ist eine vielversprechende Generation, die weiß was sie will und was nicht!

Die Generation Z ist eine Bereicherung für jede Unternehmenskultur und mit etwas Fingerspitzengefühl und professioneller Führung bietet sie einen großen Mehrwert für die modernen Unternehmen von heute – denn „was uns bis hierher gebracht hat, bringt uns nicht automatisch weiter“ – es gilt voneinander zu lernen.

Autoren: Maximilian Rembser, Wirtschaftspsychologe M.A. ist Berater bei der INFO GmbH – Institut für Organisationen und beschäftigt sich u. a. mit der Rekrutierung sowie mit der Führung von Auszubildenden und Berufseinsteigern; Wolfgang Kring ist Geschäftsführer der INFO GmbH – Institut für Organisationen und beschäftigt sich seit nunmehr 20 Jahren mit der Rekrutierung von Auszubildenden und Berufseinsteigern bis zum Onboarding. www.info-home.org

wirAUSBILDER 2/2019


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