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Empowerment in der Ausbildungspraxis

Die berufliche Ausbildung ist ein entscheidender Schritt ins Arbeitsleben für Jugendliche und junge Erwachsene. Ob Generation Y oder Gen Z, Generation Corona oder die baldige Generation Alpha: Damit unsere Auszubildenden zu selbstbewussten, mitdenkenden Menschen heranwachsen, die es wagen, Gegebenheiten zu hinterfragen und Verantwortung zu übernehmen, spielen Ausbilder:innen eine entscheidende Rolle. Unsere Aufgabe ist es, unsere Auszubildenden in selbstständiges Handeln zu begleiten, sie zu ermutigen, sie zu empowern.

© LIGHTFIELD STUDIOS – stock.adobe.com

Wie das funktionieren kann, lesen Sie hier.

Was bedeutet Empowerment und warum ist es so wichtig?

Empowerment bedeutet, Personen in eigenständigen Denkansätzen und Handlungen zu bestärken. Als Ausbilder:innen fördern wir die Eigenständigkeit unserer Auszubildenden. Wir vermitteln ihnen die notwendigen beruflichen Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten – doch Empowerment geht noch darüber hinaus. Wir unterstützen unsere Auszubildenden nicht nur bestmöglich dabei, berufliche Handlungsfähigkeit zu erlangen, sondern bestärken sie in ihrer Entwicklung zu einer individuellen Persönlichkeit. Wir helfen, Ängste abzubauen und Aufgaben anzunehmen – auch dann, wenn sie gewisse Unsicherheiten mit sich bringen.

Gelingendes Empowerment ist nachhaltig. Es hält über die Ausbildungsdauer hinaus und befähigt Auszubildende, sich auch nach der Ausbildung im Unternehmen dem Leben mit all seinen Facetten zu stellen. Durch ein gutes Empowerment geben wir unseren Auszubildenden die Sicherheit, dass sie mit Schwierigkeiten fertigwerden – weil sie gelernt haben, wie sie mit diesen richtig umgehen.

Vertrauen und Zuspruch

Die Grundlage für ein gelingendes Empowerment ist das Vertrauen in die Fähigkeiten unserer Auszubildenden. Wir bestärken unsere Auszubildenden, indem wir motivierende Gespräche mit ihnen führen, sie loben und zu bestimmten Handlungen ermutigen. Unsere Auszubildenden brauchen regelmäßiges Feedback und die Bestätigung, auf dem richtigen Weg zu sein. Wir müssen ihnen zeigen, dass wir ihre Anstrengungen wertschätzen.

Beispiel für eine schwierige Situation und nötiges Empowerment: Was können wir tun, wenn unsere Auszubildende während ihrer gesamten Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement nicht ein einziges Mal ans Telefon geht? Wie gehen wir damit um?

Freiraum für Eigeninitiative

Auszubildende können noch nicht alles wissen, sämtliche Zusammenhänge überblicken und berücksichtigen. Wir sollten ihnen dennoch die Chance geben, eigenständig zu arbeiten und Entscheidungen zu treffen. Dadurch fördern wir die Unabhängigkeit und Selbstständigkeit unserer Auszubildenden.


Tipp: Online-Vortrag zum Thema Empowerment in der Ausbildungspraxis

Am 18.04.2024 bieten wir einen Online-Vortrag zum Thema “Empowerment in der Ausbildungspraxis” mit anschließendem Austausch für die Teilnehmenden. Seien Sie dabei und profitieren Sie von konkreten Handlungsempfehlungen für schwierige Situationen.

    • Konzepte und Methoden des (psychologischen) Empowerments
    • Ausbilder:innen und Erziehungsauftrag – Ihre Rolle als Begleiter:in, Lehrer:in, Vorbild
    • Empathisch ausbilden anhand praktischer Handlungsempfehlungen und praxisorientierter Beispielsituationen

      ©NWB Verlag

Je weiter die Ausbildung vorangeschritten ist, desto mehr Aufgaben oder Projekte können Auszubildende eigenständig übernehmen, z. B.

  • administrative Aufgaben eigenständig erledigen,
  • kleines Unternehmensevent eigenständig planen (oder eine interne Schulung, ein Teambuilding-Event oder eine Begrüßungsveranstaltung für die neuen Auszubildenden),
  • Kampagne für Social Media entwickeln und umsetzen (Inhalte erstellen, Posts planen und eine Auswertung vornehmen),
  • gemeinnütziges, lokales Projekt organisieren, z. B. eine Spendenaktion oder eine Aktion zugunsten des Umweltschutzes.

Trauen wir unseren Auszubildenden die vollständige Planung, Durchführung und Kontrolle eines solchen Projekts bereits zu? Nein? Wie könnten wir bewirken, dass wir ihnen entsprechende Aufgaben zutrauen und dass unsere Auszubildenden sich auch selbst in der Lage sehen, eigenständig zu agieren?

Beispiel für eine schwierige Situation und nötiges Empowerment: Wie verhält es sich, wenn unsere Auszubildenden bereits sehr selbstständig arbeiten, jedoch aufgrund von unterschiedlichen Lebenserfahrungen ständig aneinandergeraten? Wenn ein Umschüler nicht mit einem Azubi in erster Ausbildung zurechtkommt, oder Erwartungen verschiedener Azubi-Generationen aufeinandertreffen?

Ausbilder:innen als Wissensvermittler und Lernbegleiter

Auszubildende sind bis zum Ende ihrer Ausbildung in einer Lernphase. Ihnen fehlen bestimmte Erfahrungen und Vorkenntnisse, die sie erst nach und nach sammeln und erlernen. Begleiten wir diesen Lernprozess und vermitteln ihnen das notwendige Wissen durch gezieltes Anleiten, regelmäßiges Feedback und Schulungen. Nehmen wir uns Zeit für eine didaktische Reduktion, wenn unser Auszubildender etwas länger braucht, als geplant, um bestimmte Ausbildungsinhalte zu verinnerlichen. Geben wir unserem Auszubildenden die individuell benötigte Zeit, um seine Aufgaben zu bearbeiten und an ihnen zu wachsen.

Beispiel für eine schwierige Situation und nötiges Empowerment: Ein Auszubildender neigt zum Prokrastinieren, schiebt seine Aufgaben tage- oder sogar wochenlang vor sich her, bis es schließlich „brennt“? Was können wir tun, wenn er auch trotz mehrfacher Aufforderung seinen Verpflichtungen im Rahmen der Ausbildung nicht nachkommt?

Etablierung einer offenen Fehlerkultur

Für ein gelingendes Empowerment braucht es eine offene Fehlerkultur. Ermutigen wir unsere Auszubildenden, uns und allen Kolleg:innen Fragen zu stellen und sich nicht vor Fehlern zu fürchten. Fehler sind oft die besten Lehrmeister, und das Akzeptieren und Kommunizieren von Fehlern fördert das Selbstvertrauen und die Bereitschaft unserer Auszubildenden, Neues zu lernen.

Beispiel für eine schwierige Situation und nötiges Empowerment: Schwierig kann es werden, wenn ein vermeintlicher Fehler eines Auszubildenden auch noch in den sozialen Medien für alle Kollegen sichtbar ist. Wie nutzen wir Informationen über unsere Auszubildenden, die wir durch Social Media erfahren? Und was, wenn dabei das Thema Alkohol eine Rolle spielt?

Individuelle Förderung der Auszubildenden

Ein Auszubildender, der seine erste Berufsausbildung absolviert, benötigt eine andere Begleitung  als ein Umschüler, der schon einige Jahre gearbeitet hat und sich nun umorientiert. Bei einem Schul- oder Studienabbrecher müssen wir andere Zweifel auffangen als bei Auszubildenden, die ihre Ausbildung regulär nach Abschluss der Schule beginnen. Jede:r Auszubildende hat unterschiedliche Bedürfnisse und Voraussetzungen. Erstellen wir daher für alle Auszubildenden einen individuellen Plan, um auf die spezifischen Stärken und Schwächen des jeweiligen Auszubildenden einzugehen.

Autorin: Sina Dorothea Hankofer, in: Die Kaufleute für Groß- und Außenhandelsmanagement, 1/2024, Seite 25

Lesetipp:

In diesem Buch finden Sie konkrete Handlungsempfehlungen für den Umgang mit Auszubildenden in schwierigen Situationen. Die praxisorientierten Beispielsituationen aus dem Berufsalltag bieten Ihnen wertvolle Unterstützung bei der individuellen Begleitung Ihrer Auszubildenden. Das Buch ist für alle Ausbilder:innen geeignet – unabhängig davon, ob Sie Berufsanfänger, Umschüler oder Teilnehmende von vorbereitenden Maßnahmen betreuen.

www.kiehl.de ©NWB Verlag

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