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Azubi-Perspektive verstehen: Studie Azubi-Recruiting Trends 2025

Die Suche nach qualifizierten Nachwuchskräften bleibt eine Herausforderung. Es geht ums Finden und Binden. Wer im Wettbewerb um die jungen Generationen bestehen will, muss ihre Erwartungen kennen, und möglichst erfüllen. Die Studie „Azubi-Recruiting Trends 2025“ liefert Ihnen wichtige Impulse, wie Sie Ihre Ausbildung modern und attraktiv gestalten können.

©psdesign1 – stock.adobe.com

Für Deutschlands größte doppelperspektivische Umfrage zur dualen Ausbildung haben wir in diesem Jahr 5.482 Schüler:innen, Azubis und duale Studierende sowie 1.621 Ausbildungsverantwortliche befragt. Die Ergebnisse zeigen: Es geht um mehr als nur um das Gehalt – junge Menschen suchen nach Sinn, persönlicher Entwicklung und vor allem nach einer wertschätzenden Unternehmenskultur.

Authentizität schlägt Show: Was in den sozialen Medien wirklich zählt

Nur für Ihren Hinterkopf: Viele Betriebe setzen beim Azubi-Recruiting auf die sozialen Medien. Oft in der Annahme, der Kanal sei der Schlüssel zum Recruiting-Erfolg. Die Studie zeigt jedoch: Soziale Medien belegen bei den Kanälen zur Ausbildungsplatzsuche lediglich einen hinteren 10. Platz. Als Begleitmedium fürs Azubi-Marketing können Instagram und Co. dennoch einen festen Platz in Ihrem Kommunikationsmix haben.

Dabei kommt es auf die Inhalte an. Wir haben gefragt, was sind aus Sicht der Jugendlichen hier die „Dos and Don’ts“? Ein wiederkehrender Wunsch aus den über 3.200 Freitextantworten: „Obstkorb und Tischkicker interessieren mich nicht. Ich will wissen: Wie sind die Leute drauf? Wie läuft ein typischer Tag ab?

Auszubildende wollen keine gestellten Tänze oder singenden Ausbilder:innen sehen. Sie suchen nach authentischen Einblicken in den Alltag der Ausbildung und Informationen, die eine fundierte Entscheidung für Berufsorientierung ermöglichen. Ihre Social Media-Strategie sollte daher auf Ehrlichkeit, Professionalität und echten Mehrwert setzen.

Mitbestimmung: Ein unterschätzter Attraktivitätsfaktor

Der gute Ruf des Ausbildungsbetriebs ist für 82 % der Azubis ein zentraler Bewerbungsgrund. Zu diesem sogenannten Employer Branding trägt ein bisher wenig beachteter Aspekt bei: die betriebliche Mitbestimmung.

Die Ergebnisse sind eindeutig: 71 % der befragten Azubis halten einen Betriebsrat oder eine Jugend- und Auszubildendenvertretung für hilfreich in der Ausbildung. Mehr noch: 52 % der befragten Schüler:innen finden, dass ein Betriebsrat ein Unternehmen attraktiver macht. Für eine Generation, die es gewohnt ist, mitreden zu dürfen, ist Mittbestimmung ein wichtiger Faktor der Unternehmensattraktivität. Nutzen Sie dieses Wissen und kommunizieren Sie aktiv, wie Sie die Stimme Ihrer Azubis im Betrieb in Ihre Entscheidungen mit einbeziehen.

Ghosting: ein beidseitiges Problem

Betriebe beklagen oft, dass Bewerber:innen nicht zu Gesprächen erscheinen oder auf E-Mails nicht reagieren – sie fühlen sich von der Generation Z „geghostet“. Die Studie zeigt auf, dass dieses Phänomen auch Bewerbende erleben.

Eine Bewerberin beschreibt ihre Enttäuschung: „Keine Absage zu bekommen – das fühlt sich an, als wäre man nicht einmal einen Standardtext wert.“ Tatsächlich berichten 60 % der Bewerber:innen von fehlenden Rückmeldungen oder schlecht vorbereiteten Gesprächspartner:innen im Bewerbungsprozess.

Als Ausbilder:in ist Ihre Aufgabe, vom ersten Kontakt an Wertschätzung zu vermitteln. Das bedeutet: Geben Sie jedem Bewerber, selbst bei einer Absage, eine zeitnahe, professionelle Rückmeldung. So stärken Sie nicht nur Ihren Ruf als guter Arbeitgeber, sondern zeigen auch Respekt.

Feedbackkultur: kürzere Intervalle, bessere Vorbereitung

Auszubildende legen großen Wert auf regelmäßiges Feedback. Es ist ein Motor für den Lernerfolg und fördert die Einbindung ins Team. Doch hier klaffen Wunsch und Realität oft auseinander:

  • Fast 70 % der Azubis wünschen sich häufigere, kürzere Feedback-Gespräche statt seltener, langer.
  • Nur ein kleiner Teil (22 %) erhält monatliches Feedback; fast die Hälfte muss sich mit vierteljährlichen oder noch selteneren Gesprächen begnügen.

Viele Betriebe vermischen zudem Feedback und Beurteilung. Gutes Feedback erfolgt zeitnah zum Anlass, bewertet nicht die Person, sondern das Verhalten und wird als Ich-Botschaft formuliert. Es soll konkrete Verhaltensänderungen anstoßen. Das kann eine halb- oder jährliche Leistungsbeurteilung nicht leisten.

Ein weiterer wichtiger Punkt: Rund 30 % der Azubis empfinden ihre Ausbilder:innen als nicht gut vorbereitet in Feedback-Gesprächen.

Überdenken Sie Ihre Feedback-Kultur. Geben Sie echtes, wechselseitiges Feedback auf Augenhöhe. Digitale Ausbildungstools können Ihnen helfen, Feedbackprozesse zu strukturieren und Transparenz zu schaffen. Insbesondere bei Azubis mit Motivationsproblemen ist strukturiertes, zeitnahes Feedback eine wirksame Methode zur Verhaltenssteuerung.

Soft Skills: Anforderungsprofile klar definieren

Fragen Sie Azubis danach, ob sie „teamfähig“ sind, beantworten 87 % die Frage mit „Ja“.

Doch was genau bedeutet „Teamfähigkeit“? Eine einheitliche Definition gibt es nicht. Trotzdem steht der Begriff in 50 % aller Ausbildungsstellenanzeigen. Stellenanzeigen sollen Orientierung bieten. Das tun sie aber nicht, wenn Sie interpretationsoffene Begrifflichkeiten verwenden. Bei ihnen weiß niemand so genau, was sie eigentlich konkret bedeuten.

Wenn sich Unternehmen über „ungeeignete“ Bewerber:innen beschweren, müssen sie sich fragen lassen, wie klar sie ihre Anforderungen kommunizieren. Die Realität: Nur 50 % der ausbildenden Unternehmen verfügen über ein schriftlich definiertes Anforderungsprofil. Wie wollen Sie Eignung sicher erfassen, wenn es nicht mal einen einheitlichen Maßstab gibt?

Legen Sie Ihre Anforderungen schriftlich fest und vertrauen Sie wissenschaftlich validen Verfahren zur Vorauswahl, anstatt sich auf das viel bemühte „Bauchgefühl“ zu verlassen. Nutzen Sie valide Messinstrumente wie Testverfahren, strukturierte Interviews oder Probearbeiten, um die Eignung der Bewerber:innen objektiv zu messen.

Fazit: Generation Z übernimmt Verantwortung

Die Ergebnisse der „Azubi-Recruiting Trends 2025“ widerlegen das Vorurteil, die junge Generation sei arbeitsscheu und primär an Work-Life-Balance interessiert. Gefragt, ob sie „Spaß im Job“ oder „mehr Freizeit“ bevorzugen, entscheiden sich 73 % klar für den Job mit Spaß.

Junge Talente sind bereit, Verantwortung zu übernehmen, wollen mitgestalten und fair behandelt werden. Statt sich über die „neuen“ Azubis zu beklagen, sollten Betriebe die Ergebnisse der Studie als Anlass nehmen, sich selbst kritisch zu hinterfragen. Gute Ausbildung ist immer ein gemeinsames Projekt.

Die Studie Azubi-Recruiting Trends 2025 können Sie unter https://www.testsysteme.de/studie kostenlos herunterladen.

Autorin: Felicia Ullrich ist Initiatorin der Studie Azubi-Recruiting Trends, zertifizierte Eignungsdiagnostikerin und Geschäftsführerin der u-form Testsysteme.


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