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wirAUSBILDER ONLINE-KONFERENZ: Azubi- und Ausbildernachwuchs finden, begeistern, binden

Azubi- und Ausbildernachwuchs finden, begeistern, binden“ – das war das Motto der wirAUSBILDER Online-Konferenz am 14. und 15. Juni 2023. Welche Themen und Tipps für Ausbildungsunternehmen besprochen wurden, lesen Sie hier.

wirAUSBILDER Online-Konferenz ©NWB Verlag

Auswahlprozess attraktiv für Bewerbende gestalten

Mit dem Recruiting fängt alles an! Und so startete Tag 1 der wirAUSBILDER Online-Konferenz mit genau diesem Thema.

Die Salzgitter Mannesmann Handel GmbH bietet 8 verschiedene Ausbildungsberufe an. Eine große Herausforderung sei es, Standards in einer dezentralen Struktur zu implementieren, berichtet Referentin Tabea Joosten. Sie ist Personalreferentin und zuständig für Personalpolitik und -betreuung/Ausbildung.

Die Gegebenheiten und Anforderungen an den 16 Standorten des Unternehmens sind sehr unterschiedlich. Ebenso unterschiedlich war auch der jeweilige Bewerbungsprozess je Standort. Doch dies sollte sich ändern, vor allem sollte der Prozess attraktiver werden! So einigte man sich auf ein einheitliches Bewerbungsverfahren, das durch Schnelligkeit bei den Azubi-Bewerber:innen punktet.

„Schnell bewerben“ wurde hier wörtlich genommen! Neben Angaben zur Person müssen Bewerbende nur folgende Fragen kurz beantworten, können ihren Lebenslauf hochladen und schon ist die Kurz-Bewerbung fertig:

  • „Was ist dir in deinem Ausbildungsunternehmen wichtig?“
  • „Wie gut schätzt du deine Englisch-Kenntnisse ein?“
  • „Wie beschreibst du deine Rolle in privaten Gruppen – Chef, Vermittler, stiller Teilnehmer oder Pausenclown?“

Nach Prüfung der Bewerbung folgt ein Online-Einstellungstest, der Zugang ist niedrigschwellig und auch ein unkomplizierter Kontakt per WhatsApp ist für die Bewerber:innen möglich. Nach einem weiteren online stattfindenden Gespräch finden wird ein Kennenlerntag oder die Möglichkeit für ein Praktikum angeboten, um Einblicke in das Unternehmen zu bekommen und die Bindung zu stärken.

Nach der Auswahl ist vor der Ausbildung – auch beim Onboarding darf nicht nachgelassen und so stellte Tabea Joosten diverse Kontaktpunkte und Elemente des Onboarding-Prozesses vor, die viele der Teilnehmenden zum Nachahmen anregten.

Tipps für Änderungen im Bewerbungsprozess, die schnell umsetzbar sind und zur Bindung der Azubis führen

  • Überprüfe die Prozesse auf Einfachheit und Schnelligkeit.
  • Kreiere Wertschätzung mit kleinen Dingen.
  • Berücksichtige deine Voraussetzungen in deinem Verantwortungsbereich.
  • Überprüfe die Beteiligten an der Ausbildung in eurem Unternehmen- Ausbildung ist Teamsport.
  • Sei authentisch.
  • Hole dir Feedback bei Azubis und Bewerber:innen ein.
  • Hab‘ keine Angst neue Dinge auszuprobieren und sie ggf. nochmal anzupassen.

Im Anschluss an ihren Vortrag stellten die interessierten Teilnehmer:innen noch Fragen und tauschten sich kurz aus, bevor es mit dem nächsten Thema weiter ging:

Azubi-Recruiting mit Social Media erfolgreich umsetzen

Lars Kroll, Geschäftsführer der SO.real GmbH, weiß, wovon er spricht. Er beschäftigt sich beruflich mit dem Aufbau digitaler Sichtbarkeit und berät Unternehmen zur digitalen Transformation und Social Media-Konzepten.

In seinem Vortrag verrät er aktuelle Trends, Hacks und erfolgreiche Formate für die Ansprache potenzieller Azubis. Auch Negativ-Beispiele zeigen beeindruckend, dass für manche Unternehmen der Fachkräftemangel „hausgemacht“ ist.

Vor allem die digitale Sichtbarkeit von Ausbildungsangeboten bei der jungen Zielgruppe ist wichtig, denn die jungen Menschen sind fast ausschließlich online unterwegs. Dies kann beispielsweise durch die Einbindung von Markenbotschafter:innen und Influencer:innen gelingen, die auf Instagram und Co. „von der Zielgruppe für die Zielgruppe“ Einblicke in die Berufswelt und den Arbeitsalltag gewähren.

Best Practice-Beispiele kleiner und großer Ausbildungsbetriebe

TikTok hat sich mittlerweile von der „Tanzplattform“ weiterentwickelt und so können auch Unternehmen ihre junge Zielgruppe dort mit Fotos, Videos und Stories erreichen und begeistern.

Schauen Sie mal auf dem TikTok-Kanal von ZIEHL-ABEGG oder auf dem Instagram-Kanal der VR Bank Mittlere Oberpfalz eG vorbei!

Konkrete Tipps

  • Aktualisieren Sie Ihre Recruiting-Journey
  • Welche Mitarbeitenden aus Ihrem Unternehmen kämen als Corporate Influencer in Frage?
  • Prüfen Sie (Arbeitgeber-)Bewertungen, z. B. Kununu
  • Targeting mit Social Media-Werbeanzeigen
  • Gestalten Sie das Bewerbungsverfahren so einfach und transparent wie möglich
  • Relevante Social-Postings: Sind Menschen zu sehen? Gibt es Einblicke ins Unternehmen?
  • Produzieren Sie Kurzvideos, Shorts und Reels für Ihre Social-Media-Kanäle.
  • Sprechen Sie aktiv potenzielle Bewerber:innen an!

Im Anschluss folgte auch hier ein offener Austausch über erfolgreiches Ausbildungsmarketing.


Die nächste wirAUSBILDER ONLINE-KONFERENZ

Am 24./25. April 2024 findet die nächste wirAUSBILDER ONLINE-KONFERENZ  statt!

Freuen Sie sich auf …

    • Impuls-Beiträge und Breakout Sessions, viel Dialog und Austausch
    • eine Menge Know-how und Praxistipps rund um die betriebliche Ausbildung, präsentiert von erfahrenen Praktiker:innen
    • Online an zwei Vormittagen – perfekt integrierbar in Ihren Berufsalltag

Hier können Sie eine exklusive  >> Programmvorschau anschauen!

Jetzt anmelden!

©NWB Verlag

Themenfokus „Azubis erfolgreich führen und begeistern”

Eine Notlösung während der Corona-Pandemie hat sich zum lohnenswerten Tool entwickelt: Das digitale Praktikum. Das Konzept und den Ablauf des digitalen Praktikums und dessen Inhalte stellt Andrea Schanz von der DEVK in ihrem Vortrag vor.

Nur wenige der vielen Vorteile für Ausbildungsunternehmen sind:

  • Weniger Zeitaufwand und Wegfall der Fahrtwege und -kosten
  • Standortübergreifend möglich
  • Nachhaltig (Kosten, Zeit, Marketing)
  • Positiv für das Unternehmensimage
  • Praktikant:innen lernen den Umgang mit digitalen Tools schon vor Beginn der Ausbildung

Andrea Schanz stellte außerdem noch detailliert und mitreißend weitere Learnings und erfolgreiche Tools vor:

  • Hybrides Recruiting – schnell, modern, effektiv
  • Hybride Ausbildung – Lifehacks to go
  • Wie durch Corona die Ausbildung modernisiert wurde

Weiter ging es mit dem nächsten Thema:

Lernen in der Berufsausbildung: Erlebnisorientierter Ansatz

Die Generation Z ist die erste Generation, die in einer digitalisierten Welt aufgewachsen ist. Die jungen Nachwuchskräfte fordern viel für sich ein, trennt “Work” von “Life”, ist erlebnisorientiert und strebt nach Selbstverwirklichung. Entsprechend verändert ist auch das Lernverhalten der Generation: Sie lernen gern in Gruppen, googeln Informationen ganz selbstverständlich und lernen besser, wenn Wissen mit „Entertainment“ vermittelt wird.

Ute Haupt von der bildungszentrum Energie GmbH bildet in kaufmännischen, gewerblich-technischen und IT-Berufen aus, zusätzlich werden verschiedene duale Studiengänge angeboten. Sie erklärt, wie Sie Lernbedürfnisse der Generation Z erkennen und nutzen, damit Lernen erfolgreich sein kann.

Die folgenden Leitsätze haben sich als hilfreich etabliert:

Freiräume schaffen für offenes Denken.

Dazu gehören:

  • konstruktive Fehlerkultur
  • Learning analytics – Wo steht mein Azubi?
  • Wissen wird nicht einfach übertragen, es wird im Gehirn des Lernenden erzeugt! Emotionen!
  • Settings verändern – Lernen findet “draußen” statt!
  • Reverse Mentoring
  • Projekte

Kompetenzen ausbilden durch selbstorganisiertes Lernen

Menschen lernen durch die selbstständige Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt. Wir bilden Kompetenzen durch „TUN“ aus! Daher ist die Empfehlung:

  • Durchführung von Projekten
  • Problemorientiertes Lernen
  • Schaffen von komplexen Handlungssituationen, in denen sich die Azubis bewähren müssen
  • agiles Lernen

Konstruktive Fehlerkultur

Lernen lebt von Begeisterung – und Begeisterung entsteht in Freiräumen offenen Denkens, wenn nicht alles vorbestimmt ist. Lernen braucht Raum zum Scheitern ohne Beurteilung.

Der zweite Vormittag der wirAUSBILDER ONLINE-KONFERENZ begann mit dem Thema

Auslandsentsendung von Azubis

Wir sind dann mal weg!“ – so oder ähnlich verabschieden sich die Azubis von FESTO von ihren Kolleg:innen am Ausbildungsstandort, bevor sie für einige Zeit ins Ausland gehen.

Was ein Auslandsaufenthalt während der Ausbildung bringt und wichtige Tipps zur Planung und Organisation verrieten Angela Bartel, Ausbildungsorganisation bei der Festo Lernzentrum Saar GmbH und Simon Morar, Ausbilder International bei der Festo Didactic SE.

Im Rahmen ihrer dualen Ausbildung werden jeweils im zweiten Ausbildungsjahr insgesamt 10-12 Azubis ins europäische Ausland entsendet. Voraussetzungen sind gute schulische und betriebliche Leistungen. Außerdem biete diese Chance sich für ca. fünf duale Studierende. Zwischen 12 und 26 Tagen sind die Azubis im Ausland eingesetzt. Umgekehrt empfängt FESTO auch jährlich 8-10 Azubis aus der Schweiz und Ungarn.

Neben den verbesserten Sprachmöglichkeiten profitieren die Jugendlichen auch durch die persönliche Entwicklung. Für Unternehmen sind die Vorteile Internationalisierung, Image-Gewinn, Mitarbeiter-Bindung und Motivationssteigerung unter anderem zu nennen.

Die Referentinnen betonen, dass es auch für Unternehmen ohne Auslandskontakte möglich sei, über ERASMUS einen Auslandsaufenthalt zu organisieren. Zum Abschluss berichteten die angehende Industriekauffrau Antonia Wetzel und der Auszubildende zum Fachlagerist Vesel Miftaraj von ihren persönlichen Erfahrungen während ihres Auslandsaufenthalts in Ungarn.

Nach einem kurzen Austausch aller Teilnehmenden ging es weiter mit dem nächsten Thema der Online-Konferenz.

Breakout Session 1: Mittels Bionik junge Menschen für Naturwissenschaften und Technik begeistern

Junge Menschen für Naturwissenschaften und Technik zu begeistern ist vermeintlich keine leichte Aufgabe. Simone Schmid, Projektleitung MINT- und Bionik-Bildung bei Festo Didactic SE, bewies das Gegenteil. Dabei könne man, so sagte sie, nicht früh genug mit der Ansprache junger Menschen beginnen. Die MINT-Bildung in der Sekundarstufe sei hier ein wichtiger Ausgangspunkt.

Viele praktische Beispiele zeigten folgend auf, wie binomisches Denken im Klassenzimmer funktionieren kann und welche Vorteile damit einhergehen, wie z. B. die Nutzung von Bionik zur Steigerung der Kreativität in Lösungsfindungsprozessen. Neben den spannenden bionisch-inspirierten Innovationen, welche die Teilnehmer:innen kennenlernten, zeigte der Einblick in ein innovatives Bildungskonzept mit Hardware, Software und Courseware neue Möglichkeiten auf.

Breakout Session 2: So wird Nachhaltigkeit in der Ausbildung zum Win-win für alle

Caroline Klehr ist die Ausbildungsverantwortliche für 20 Azubis und 2 Duale Studenten bei der Unite Services GmbH & Co. KG. Sie fragte die Teilnehmenden zu Beginn ihres Vortrags, was für sie jeweils Nachhaltigkeit bedeute. Die Mentimeter-Umfrage zeigte, wie unterschiedlich und vielfältig das Thema Nachhaltigkeit verstanden wird. Von „Ressourcen schonen“ über „Azubi-Bindung“ bis „etwas Gutes tun“ waren viele Schlagworte dabei.

Einordnen lässt sich Nachhaltigkeit in die drei Kategorien

  1. Environment (Umwelt), z. B. Abfall- und Emissionsvermeidung, Energieeffizienz verbessern etc.
  2. Social (Soziales), z. B. Vielfalt, Gleichberechtigung, Kundenzufriedenheit, Datenschutz etc.
  3. Governance (Unternehmensführung), z. B. Steuerstrategie, Spenden, Korruption vermeiden etc.

Warum Nachhaltigkeit bereits in der Berufsausbildung wichtig ist, zeige sich häufig in den Bewerbungsgesprächen: Für die jungen Menschen ist dies ein wichtiges Kriterium bei der Wahl ihres Ausbildungsbetriebs. Auch auf Veranstaltungen und Berufsbildungsmessen werde Nachhaltigkeit oft thematisiert.

Allein schon durch die neue Standardberufsbildposition „Nachhaltigkeit und Umweltschutz“ müssen Ausbildungsunternehmen dieses Thema in die Ausbildung integrieren. Zu allen drei Kategorien nennt die Referentin verschiedene Möglichkeiten und konkrete Ideen für Azubi-Projekte. Besonders die „24-Punkte-Challenge“ stieß bei den Teilnehmenden der Online-Konferenz auf Begeisterung und regte zum Nachmachen an. Die Challenge beinhaltet beispielsweise gute Vorsätze wie „Ich nehme die Treppe statt den Aufzug“ usw. – wer am Ende eines Monats die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt.

Schaffen Sie von Beginn der Ausbildung ein Bewusstsein für das Thema Nachhaltigkeit – allerdings ohne die Azubis zu belehren, denn sie haben Lust auf Nachhaltigkeit und wollen sich engagieren und eigene Ideen einbringen.

Plötzlich Ausbildungsbeauftragte:r – und was nun?

Wie Sie Qualifikationsanforderungen erfüllen und nebenbei Synergieeffekte heben, bringt Referent Reinhold Blömer, Teamleiter Technische Ausbildung bei der Pöppelmann GmbH & Co. KG Kunststoffwerk-Werkzeugbau, den Teilnehmenden der Online-Konferenz näher.

Zu den deutschlandweit ca. 2.300 „Pöppelmännern und -frauen“ kommen jährlich ca. 60 neue Azubis in 11 verschiedenen Ausbildungsberufen sowie duale Student:innen in sechs dualen Studiengängen.

Blömer stellt das didaktische Konzept und die im betrieblichen Alltag integrierten Schulungsmaßnahmen bei Pöppelmann vor, mit Workshops und Impuls-Webinaren, Learning-Nuggets, Quartalsbesprechungen und vielem mehr. Zusätzliche Synergien, die sich „nebenbei“ heben lassen und das Employer Branding verbessern, sind z. B. Employer Branding, Qualifizierung und Wissenssicherung.

Ausbilder:innen-Nachwuchs braucht das Land!

Michael Härtel, Leiter des Arbeitsbereichs 2.5 „Lehren und Lernen, Bildungspersonal“ beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) berichtet, wie der Transfer von Erfahrungswissen für die Ausbildungspraxis gelingen kann.

Angesichts gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und technologischer Entwicklungen sowie der Heterogenität der Auszubildenden besteht ein hoher Weiterbildungsbedarf für das ausbildende Personal in Unternehmen. Die Digitalisierung der Berufs- und Arbeitswelt stellt neue Ansprüche an die betriebliche Ausbildung und generiert Veränderungsprozesse.

Informationsangebote zur Ausbildungspraxis werden in kurzen Zyklen immer vielfältiger, unübersichtlicher sowie schwerer in ihrer Qualität und Praxisrelevanz einschätzbar.

Das Informations- und Wissensmanagementsystem des Portals für Ausbildungspersonal, das Michael Härtel vorstellt, bietet praxisnahe Arbeitshilfen, eine Community und basiert auf drei zentralen Zielsetzungen:

  • Informieren und Wissen integrieren
  • Kommunizieren und Vernetzen
  • Ausbildungspraxis weiterentwickeln und Lernen.

Auch die Novellierung des AEVO Rahmenplans ist Thema, bevor die wirAUSBILDER Online-Konferenz pünktlich um 12:30 endet.

Wir freuen uns schon auf die nächste! :-)


Die nächste wirAUSBILDER ONLINE-KONFERENZ

Melden Sie sich jetzt  zur wirAUSBILDER ONLINE-KONFERENZ  an, die am 24./25. April 2024 stattfindet!  >> Zur Anmeldung

Freuen Sie sich auf zwei Tage voller spannender und inspirierender Themen rund um die betriebliche Ausbildung sowie einen intensiven Austausch in Breaktout Sessions. Hier können SIe das Programm der nächsten wirAUSBILDER ONLINE-KONFERENZ >> anschauen!

©NWB Verlag

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