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wirAUSBILDER ONLINE-KONFERENZ – Rückblick auf zwei spannende Vormittage

Am 05. und 06. November 2025 fand die 10. wirAUSBILDER ONLINE-KONFERENZ unter dem Motto „Weil Ausbildungsarbeit mehr ist – Resilienz, Strukturen und Projekte!“ statt.

Die digitale Veranstaltung bot Ausbilder:innen erneut praxisnahe Impulse, Best Practices und Raum für Austausch. Welche Themen und Tipps besprochen wurden, lesen Sie hier.

Kick-off: Vernetzung und Austausch

Zum Auftakt gab es ein Speeddating, bei dem sich die Teilnehmenden kennenlernen und direkt über aktuelle Herausforderungen in der Ausbildungsarbeit austauschen konnten.


Der erste Impuls an Tag 1: Inventur – Das große Ausmisten in der Ausbildung!

Im ersten der insgesamt acht Impulse gaben Annika Schädle und Mike Kugler spannende Einblicke in die Ausbildungsstrategie bei Groz-Beckert. Der Vortrag zeigte, wie das Unternehmen seine Ausbildung strategisch neu ausrichtet hat, wobei es nicht nur um das Ausmisten, sondern auch um die Anpassung an zukünftige Anforderungen ging.

Um den Herausforderungen demografischer Wandel, Erwartungen der Generationen Z und Alpha, Digitalisierung und personelle Veränderungen zu begegnen, setzt Groz-Beckert auf vier Leitprinzipien:

  • Kompetenz: Selbstorganisiertes, zielorientiertes Lernen
  • Attraktivität: Ausbildung als Magnet für Talente
  • Nachhaltigkeit: Langfristige Wirkung für das Unternehmen
  • Team & Kommunikation: Wertewandel als Chance

Die folgende Vorstellung dreier Fokusprojekte zeigte, wie die konkrete Umsetzung im Unternehmen vorangetrieben wird.

Fazit: Die „Inventur“ schafft die Basis für eine zukunftsfähige Ausbildung. Nur wer sich den Veränderungen stellt, bleibt erfolgreich.


Best Practice: Projektarbeit als Kompetenz-Booster

Mit dem Thema Azubi-Abenteuer: Innovation durch Eigeninitiative präsentierten Isabella Cardelli und Vanessa Zelger von der Hoffmann Group ein weiteres thematisches Highlight. Ein Beispiel aus der Praxis wurde dabei näher beleuchtet: Der jahrgangsübergreifende Weihnachtsmarkt, komplett von Auszubildenden organisiert.

Vorteile der Projektarbeit für Azubis:

  • Eigenständige Entscheidungen,
  • Teamarbeit und
  • praxisnahe Lernprozesse

Anwendungstipps für Ausbilder:innen während einer Projektphase:

  • Coaching und regelmäßige Feedbackgespräche,
  • Integration in den Arbeitsalltag und
  • Die Beachtung rechtlicher Rahmenbedingungen und Freistellungen.

Fazit: Projektarbeit fördert überfachliche Kompetenzen wie Selbstorganisation, komplexes Denken und Persönlichkeitsentwicklung – und macht Auszubildenden viel Spaß!


Nach einer kurzen Pause konnten die Teilnehmenden zwischen zwei Breakout Sessions wählen:

Breakout Session 1: Mobiles Ausbilden – Von der Idee zur Umsetzung

Lydia Hinkelmann von der VR Bank Fulda eG präsentierte, wie mobiles Ausbilden als Ergänzung zur klassischen Präsenzarbeit eingeführt wurde. Nachdem bis Mitte 2024 mobiles Arbeiten für Auszubildende trotz vorhandener technischer Ausstattung (Laptop, iPad) nicht erlaubt war, führten folgende Gründe zur Einführung:

  • Förderung von Flexibilität und Work-Life-Balance,
  • Aufbau digitaler Kompetenzen,
  • Steigerung der Arbeitgeberattraktivität sowie
  • freiere Wahl des Lernorts und Nutzung digitaler Plattformen.

Die Umsetzung orientierte sich an der BIBB-Empfehlung (Juni 2023) und erforderte klare Rahmenbedingungen:

  • Technische Voraussetzungen: VPN-Einstellungen, sichere Zugänge
  • Betriebsvereinbarung: Umfang, Beantragung, Arbeitszeit, Schulungen
  • Erreichbarkeit der Ausbilder:innen

Praxistipp: Mobiles Ausbilden eignet sich besonders für Projektarbeiten, Seminare und administrative Tätigkeiten – weniger für Service oder Beratung. Tools wie Microsoft Teams, Whiteboard und Umfragen unterstützen die Umsetzung. Erste Erfahrungen zeigen durchweg positives Feedback von Azubis und Ausbilder:innen. So führte das mobile Arbeiten z.B. zu besserer Abstimmung und brachte deutlich mehr Flexibilität in den Arbeitsalltag.

Fazit: Mobiles Ausbilden steigert die Attraktivität der Ausbildung und bereitet auf die digitale Arbeitswelt vor. Voraussetzung hierfür sind allerdings klare Regeln, bereitgestellte Technik und eine zuverlässige Zusammenarbeit.


Breakout Session 2: Persönlichkeitstypen – Vom beliebten Schubladendenken und wie es besser geht

In der parallelen Breakout Session blickten die Teilnehmer:innen gemeinsam mit Dr. Svenja Roch (freenet AG) auf das Thema Persönlichkeitstypen. Die weitverbreitete Praxis der Typeneinteilung in Persönlichkeitstests wurde hierbei kritisch infrage gestellt. So zeigte die Referentin auf, dass die Reduktion komplexer Persönlichkeitsmerkmale auf wenige Typen – etwa im DISG-Modell – zwar beliebt, aber wissenschaftlich wenig fundiert ist. Ein weiteres genanntes Manko: Typentests fördern Stereotype, verzerren Unterschiede und bieten oft keine valide Grundlage für Entscheidungen im Ausbildungskontext.

Als sinnvolle Alternative präsentierte die Referentin das Konzept der Persönlichkeitsdimensionen, wie sie etwa im Big-Five-Modell verwendet werden. Diese ermöglichen eine differenzierte, individuelle Betrachtung von Persönlichkeit und bieten eine bessere Grundlage für Selbsterkenntnis, Entwicklung und berufliche Orientierung.

Fazit: Persönlichkeitstests können hilfreich sein – aber nur als ein Baustein unter vielen. Entscheidend ist der reflektierte Umgang mit den Ergebnissen, die Einbindung in den Dialog mit den Auszubildenden und die Berücksichtigung individueller Stärken und Entwicklungspotenziale.


Am zweiten Konferenztag standen praxisnahe Themen im Mittelpunkt, die die Ausbildungsarbeit nachhaltig verändern: Sozialpädagogische Betreuung, Digital Detox, Fachkräftesicherung und internes Ausbildungsmarketing.

Der erste Impuls an Tag 2: Sozialpädagogische Betreuung in der Ausbildung – Warum sie heute wichtiger denn je ist

Karsten Wagner (EnBW Energie Baden-Württemberg AG) stellte ein umfassendes Betreuungskonzept vor, das die psychische Gesundheit von Auszubildenden in den Mittelpunkt rückt, da junge Menschen zunehmend von mentalen Belastungen, Kontrollverlust und negativen Auswirkungen auf Freundschaften und Ausbildung berichten.

Ziele der Betreuung:

  • Prävention und Unterstützung in Krisen,
  • Stärkung der mentalen Gesundheit und
  • Förderung von Selbstbewusstsein und Kommunikationsfähigkeit.

Vorteile für alle Beteiligten:

  • Azubis: Sicheres Umfeld, individuelle Unterstützung
  • Ausbilder:innen: Kollegiale Beratung, Hilfe bei schwierigen Situationen
  • Unternehmen: Höhere Motivation, weniger Krankheitstage, stärkere Bindung

Das Konzept umfasst Sprechstunden, Stressmanagement-Trainings, praxisnahe Übungen und ein Netzwerk aus Arbeitsmedizinischem Dienst, Psychologischem Dienst und HR.

Fazit: Sozialpädagogische Betreuung kann ein Schlüssel für erfolgreiche Ausbildung und eine resiliente Unternehmenskultur sein.


Digital Detox – Kleine Schritte, große Wirkung

Larissa Cornely (CLC GmbH) zeigte, wie Digital Detox die Konzentration und Lernfähigkeit von Auszubildenden stärkt.

Zum Einstieg wurde die allgemeine Abhängigkeit vom Handy verdeutlicht: So besitzen 92 % der Deutschen ein Smartphone, fast die Hälfte greift direkt nach dem Aufwachen zum Handy, was viele der Teilnehmenden in einer kurzen Chat-Umfrage bestätigten.

Die Folgen, reduzierte Tiefenverarbeitung, digitale Erschöpfung und sinkende Aufmerksamkeit, lassen sich bereits jetzt in wissenschaftlichen Studien nachlesen. Für den Ausbildungsalltag brachte die Referentin u.a. folgende praktische Tipps mit:

  • Benachrichtigungen stummschalten,
  • Multitasking vermeiden,
  • Apps wie Pomofocus oder Forest nutzen und
  • Flow-Zustände durch angepasste Aufgaben und Pausen fördern.

Fazit: Digital Detox ist kein Verzicht, sondern eine Investition in Fokus, Gesundheit und nachhaltige Lernprozesse.


Der anschließenden Pause folgte, anlässlich des Konferenzjubiläums, die Live-Verlosung zehn toller Gewinne, wie z.B. Gutscheine für Aus-/Weiterbildungsliteratur im Kiehl-Shop, Lieferando.de oder ein Einzelcoaching beim Moderator der Konferenz und Ausbildungsexperten Josef Buschbacher.


Im Anschluss konnten die Teilnehmenden erneut zwischen zwei Breakout Sessions wählen.

Breakout Session 1: Fachkräftesicherung und Nachwuchsgewinnung

Die Sicherung von Fachkräften und die Gewinnung von Nachwuchs sind zentrale Themen für Unternehmen und Institutionen. Elke Provazi vom Universitätsklinikum Freiburg beleuchtete Strategien zur Fachkräftesicherung und zeigte eindrücklich, wie komplex diese Aufgabe ist und welche Strategien dabei helfen können:

  • Einführung und Implementierung neuer Berufsbilder und Studiengänge,
  • klare Strukturen und Vernetzung aller Beteiligten sowie
  • eine starke Ausbildungskultur mit Werten wie Respekt, Verantwortung und Teamfähigkeit.

Im Wettbewerb um Talente („Race for Talents“) sind kreative Ansätze gefragt. Social Media, Praktika, Betriebsbesichtigungen und Freiwilligendienste gehören ebenso dazu wie Messen und Schulveranstaltungen. Wer sich als attraktiver Arbeitgeber positionieren möchte, sollte Besonderheiten hervorheben. Die folgend vorgestellten Praxisbeispiele zeigten, wie Ausbildungsmarketing lebendig gestaltet werden kann – für Auszubildende aber auch für den Austausch zwischen Ausbilder:innen und Auszubildenden

Fazit: Wer sich als attraktiver Arbeitgeber positionieren will, muss Besonderheiten hervorheben und eine Kultur schaffen, die junge Menschen begeistert.


Breakout Session 2: Ausbildung als Produkt

In der alternativ angebotenen Breakout Session sensibilisierte Simone Oßwald (Spezialistin für strategisches Recruiting, Erfinderin des Programms AUSzuBILDUNG®) die Teilnehmer:innen dafür, wie Ausbildungsarbeit strategisch positioniert und intern als wertvolles „Produkt“ vermarktet werden kann. Das Ziel: den Stellenwert der Ausbildung im Unternehmen nachhaltig zu stärken. Für die Umsetzung ist Folgendes von Bedeutung, wie die Referentin u.a. betonte:

  • Kommunikation an den Stakeholdern orientierten
  • Schnittstellen mitdenken
  • Generation Z verstehen

Fazit: Der Vortrag motivierte, Ausbildungsarbeit aktiv zu gestalten, Erfolge sichtbar zu machen und mit Ausdauer für die eigene Sache einzustehen.


Pünktlich um 13 Uhr endete die 10. wirAUSBILDER ONLINE-KONFERENZ mit der Erkenntnis, dass Ausbildungsarbeit Resilienz, klare Strukturen und innovative Projekte braucht. Zudem bleiben Austausch und Vernetzung essenziell, um Herausforderungen wie Digitalisierung und Wertewandel zu meistern.

Im Namen des gesamten wirAUSBILDER-Teams bedanken wir uns für zwei großartige Tage bei allen Referent:innen und Teilnehmenden!


TIPP: (Video-)Interviews mit unseren Referent:innen – jetzt lesen bzw. lauschen!

  • Erfahren Sie zum Beispiel, warum die jeweiligen Ausbildungsthemen für IHRE Arbeit von großer Bedeutung sind.
  • Nehmen Sie wertvolle Tipps für IHRE Arbeit mit und
  • lassen Sie sich überraschen, welche Wünsche für die Ausbildung im Allgemeinen geäußert werden. Vergleichen Sie diese mit IHREN eigenen – bestimmt entdecken Sie viele Parallelen!

Klicken Sie sich durch – wir wünschen spannende Erkenntnisse beim Lesen bzw. Anschauen der Video-Interviews!

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