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Mangelndes Selbstbewusstsein beim Azubi – was tun?

Mangelndes Selbstbewusstsein beim Azubi
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Sie sind mit der Arbeit Ihres Azubis zufrieden, die Leistungen in Berufsschule und Betrieb sind ebenfalls solide. Neuerdings stellen Sie jedoch immer häufiger fest, dass das Selbstbewusstsein Ihres Azubis nicht besonders stark ausgeprägt zu sein scheint. An welchen Anzeichen Sie das bemerken und was Sie tun können, um das Selbstbewusstsein Ihres Auszubildenden im betrieblichen Alltag zu stärken, lesen Sie hier:
Wie macht sich mangelndes Selbstbewusstsein bemerkbar?
Mangelndes Selbstbewusstsein und fehlendes Vertrauen in sich selbst lassen sich nicht immer auf den ersten Blick erkennen. Als Ausbilder sollten Sie Augen und Ohren offen halten, um mitzubekommen, was in Ihren Auszubildenden vorgeht. Achten Sie darauf, wie Ihr Auszubildender sich verhält, wie er zu sich selbst steht. Ja, richtig gelesen, das kann man nämlich oft bereits durch ein wenig Zuhören in eher unscheinbaren Situationen herausfinden.

Beispiele:

  • Ihr Auszubildender soll ein Dokument aus einem Ordner nehmen, findet dies jedoch nicht. Er teilt Ihnen mit: “Ich bin zu blöd, ich finde das Dokument nicht.”
  • Ihre Auszubildende soll einen Ordner holen, welcher tatsächlicher Weise nicht an seinem üblichen Platz steht. Sie erzählt Ihnen: “Ich bin zu dumm, den Ordner zu finden.”
  • Ihr Auszubildender soll eine E-Mail für einen Kollegen ausdrucken, kann diese jedoch nicht finden. Er beteuert: “Ich bin zu dämlich für das Programm.”
  • Ihre Auszubildende soll für Sie einige Produkte aus dem Lager holen. Sie erklärt: “Ich bin zu blind, ich finde die Kartons mit xy nicht.”

Achten Sie auf die Sprache, die Ihr Auszubildender benutzt. Macht er sich selbst schlecht? Vertraut er auf sein Können oder darauf, dass er seine Aufgaben “schon schaffen” wird?

Aufgabenbezogenes Handeln

Bezogen auf die obigen Beispiele sind gleich mehrere Handlungen wichtig:

  • Ermutigen Sie Ihren Auszubildenden, positiv von sich zu sprechen – mindestens jedoch die Herabwürdigungen zu unterlassen.
  • Fragen Sie Ihren Auszubildenden konkret, warum er sich selbst für dumm/dämlich/o.ä. hält. Vielleicht ist ihm gar nicht bewusst, dass er sich mit solchen Gedanken negativ beeinflusst.
  • Hinterfragen Sie Ihre eigenen Anweisungen und Aufgaben. Haben Sie selbst vielleicht zu undeutlich formuliert? Haben sich Gegebenheiten (Ablageorte) geändert, ohne dass Ihr Auszubildender dies wissen konnte?
  • Hatte Ihr Auszubildender genügend Informationen, um die Aufgabe zu erledigen?
  • Gehen Sie den Vorgang noch einmal gemeinsam mit Ihrem Auszubildenden durch.

Generelle Handlungen

Um das Selbstbewusstsein Ihres Auszubildenden und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu stärken, zeigen Sie sich geduldig. Natürlich kann es sein, dass ein Azubi zum Leidwesen des Ausbilders tatsächlich einen Fehler macht, nicht richtig zuhört, ein gesuchtes Dokument oder einen Ordner nicht findet. Ermutigen Sie Ihren Auszubildenden grundsätzlich dazu und bestätigen Sie ihn darin, dass er sich mit jedem Tag im Betrieb besser mit Produkten, Programmen und Ablageorten auskennt, dass ihm Lieferanten- und Kundennamen mit jedem Tag geläufiger werden und dass er nicht zu blöd ist, denn sonst hätten Sie ihn schließlich nicht eingestellt.

  • Loben Sie auch kleine Fortschritte.
  • Nehmen Sie sich mehr Zeit, Aufgaben und einzelne Schritte so detailliert wie nötig zu erläutern.
  • Sprechen Sie Kunden- und Lieferantennamen, Ablageorte, Ordnerbeschriftungen konkret und deutlich aus (nicht: der dünne blaue Ordner, auf dem etwas mit Bleistift steht), buchstabieren Sie, falls nötig

Nach Fehlern suchen

Ganz besonders wichtig: Suchen Sie gemeinsam mit dem Auszubildenden nach Fehlern – aber nicht nach seinen!
Sprechen Sie die Situation konkret noch einmal gemeinsam durch und finden Sie zusammen heraus, wo es gehakt hat. Fehlte dem Auszubildenden ein Passwort? Kannte er sich im Lager überhaupt so gut aus, dass er die Produkte hätte bereitstellen können? Arbeitet er regelmäßig mit dem betrieblich genutzten Warenwirtschaftssystem, E-Mail-Client etc.?

Fordern Sie Ihren Auszubildenden außerdem auf, sachlich und konstruktiv Kritik zu üben. Auch an Ihnen! Zeigen Sie sich (sofern angemessen) einsichtig.

Beispiel: “Da hast du Recht. Ich hätte dir vorher sagen sollen, dass die Ordner letzte Woche ins Archiv gebracht worden sind.”

Sprechen Sie mit Ihrem Auszubildenden über seine Einstellung und Denkweise zu Fehlern. Gerade in der Ausbildung kommen diese vor. Deswegen ist Ihr Auszubildender jedoch nicht dumm, dämlich oder sonstiges. Fehler passieren jedem mal. Machen Sie Ihrem Auszubildenden klar, dass Fehler (wohlgemerkt nicht er selbst!) nur dann dumm sind, wenn man den gleichen Fehler mehrmals begeht. Und dem beugen Sie ja gemeinsam vor!

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