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Snapchat – der aktuelle Social Media Hype

snapchat

Snapchat hat es bei Jugendlichen zwischen 17 und 24 Jahren bis in die Ranking-Spitze der Messaging-Dienste geschafft. Warum ist diese App so beliebt? Und lässt sie sich im Recruiting einsetzen?

Das Besondere

Snapchat unterscheidet sich grundlegend von anderen Netzwerken wie Facebook und Instagram, denn alles, was in der App kommuniziert wird, ist nach einer bestimmten Zeit nicht mehr sichtbar: Alle verschickten Inhalte (kurz: Snaps) löschen sich nach kurzer Zeit automatisch. Privat verschickte Snaps kann der Empfänger z. B. nur einmalig maximal 10 Sekunden ansehen. Die Inhalte sind authentischer, denn es gibt kein „Gefällt mir“ und keine Kommentare, so entfällt der Wettbewerbsgedanke. Es wird kein Wert darauf gelegt, auf einem Bild gut auszusehen und sich bewusst in Szene zu setzen, sondern das Echte einer Situation, das Alltägliche ist entscheidend, denn die Bilder sind schnell wieder weg und können später nicht erneut aufgerufen werden. Ansonsten gibt es viel Ähnlichkeit mit bekannten Netzwerken:
Mit der App können Fotos, Videos und Textnachrichten erstellt und versendet („geteilt“) werden. Fotos und Videos können mit Filtern bearbeitet und verfremdet, mit Smileys und Stickern versehen, per Finger bemalt, mit Text, Masken, Geofiltern ergänzt werden etc. Auch Telefon- und Videoanrufe sowie der Versand von Sprachnachrichten sind möglich.

Snapchat Stories

Wie kann Snapchat für Unternehmen von Interesse sein? Die App hat neben der privaten auch eine öffentliche Komponente – die „Stories“. Alle Fotos und Videos eines Tages können in der Story aneinandergereiht werden, so dass eine Art Filmstreifen entsteht. Dieser ist nach Veröffentlichung genau 24 Stunden verfügbar und im Unterschied zu privaten Snaps auch öffentlich für Follower sichtbar. Deshalb ist Snapchat für Ihr Unternehmen, z. B. für Ihr Azubi-Marketing, interessant. Erzählen Sie anschaulich und authentisch, wie z. B. ein Tag im Leben Ihrer Azubis aussieht: Was ist in der Lehrwerkstatt zu tun? Wie sieht der Tagesablauf im Unternehmen aus? Wie erleben sie die Teilnahme an einer Messe? Wie die Organisation eines Projekts, eines Tags der offenen Tür, eines Azubi-Events? So setzen Sie Storytelling direkt um und zeigen sich als innovatives Unternehmen. Neu ist, zwischen diesen Storys Werbung schalten zu können (sogenannte „Snap Ads Between Stories“). Eine feste Anzahl von Media-Agenturen arbeitet dafür mit Snapchat zusammen. Über diese Agenturen kann Werbung zwischen den Storys aller Benutzer eingeblendet werden. Allerdings können die Snapchat-Nutzer diese überspringen und sie wird derzeit nur in geringer Frequenz dazwischen gefügt.

Discover

Der Vollständigkeit halber sei noch auf „Discover“ hingewiesen. In diesem Bereich erscheinen die Kanäle bekannter Marken mit speziell für die App aufbereiteten Inhalten. Bis vor kurzem war Discover vom privaten Chat getrennt und stand somit nicht im Fokus der Nutzer. Seit Juni können diese Kanäle abonniert werden. So gelangen diese Marken in den Story-Bereich und erhalten mehr Aufmerksamkeit. Derzeit sind nur große Marken zu finden, da sich Snapchat die Aufnahme teuer bezahlen lässt.

Einsatz im Recruiting

Ohne den teuren Discover-Bereich zu nutzen, wird Snapchat im Recruiting bislang nur vereinzelt eingesetzt: Seit Juni 2016 hat die Techniker Krankenkasse (TK) einen Snapchat-Kanal (tk-karriere). Dort snappen die Azubis der TK von ihrem Arbeitsplatz und kommunizieren so direkt mit potenziellen künftigen Azubis. Auch der Lebensmittel-Konzern Rewe (rewekarriere) setzt Snapchat seit März 2016 für sein Azubi-Recruiting ein. Ein Unternehmenssprecher bestätigt auf Handelsblatt online: „Was eigentlich nur als Experiment gedacht war, hat sich innerhalb von zwei Wochen als weiterer Recruiting-Kanal etabliert.“
Auf den Facebook Karriere-Seiten von TK und Rewe ist der Snapcode des jeweiligen Unternehmens sichtbar. Dies ist ein QRCode, der aus dem Snapchat-Geist-Logo und schwarzen Punkten besteht.

Rewe Karriere Snapcode
Der Snapcode auf der Karriereseite von Rewe bei Facebook.

Als Anreiz, diesen Code zu scannen, weist Rewe zusätzlich in Facebook auf ein Gewinnspiel auf Snapchat hin. Nach dem Adden kann der Nutzer alle Videos und Bilder von Rewe sehen und auch die Storys sind sichtbar. Der Vorteil für Unternehmen: „Wer einmal in der Liste eingetragen ist, wird so schnell nicht gelöscht“, weiß Kim Tebben, Nutzerin der App. Beliebtheit bei Jugendlichen Den Reiz dieser App macht die Kurzlebigkeit der Snaps beim Betrachten aus. Aber: Warum Fotos direkt aus dem Leben bei alltäglichen Situationen mit anderen teilen? Eine logische Begründung gibt es wohl nicht, die Beliebtheit der App ist eher auf emotionale Gründe zurückzuführen. Hier ein Versuch:

  • DABEISEIN UND NICHTS VERPASSEN: Die Generationen Y und Z teilen sich ständig mit und möchten nichts verpassen. Dabeisein ist Pflicht: Wer die App nicht nutzt oder die Inhalte nicht innerhalb von 24 Stunden gesehen hat, kann und wird genau diese niemals sehen können – deshalb sind die Nutzer ständig online.
  • ECHTE UND AUTHENTISCHE INHALTE: Snapchat hat den Ruf, echt und unverstellt zu sein. Zwei Männer haben z. B. über ihren Account (EverestNoFilter) live dokumentiert, wie sie den Mount Everest besteigen. Gerade solche Inhalte geben Nutzern das Gefühl, etwas miterleben zu können, das sie selbst vielleicht nie persönlich sehen oder erleben werden. Auch bekannte Persönlichkeiten wie Filmstars und Musiker sind auf Snapchat vertreten. „Die junge Generation muss sich immer wieder sagen lassen, dass ihre Stars nur gekauft sind und sich für alle verstellen“, so Kim Tebben. „Hier zeigen sie sich hingegen ‚ungeschminkt‘, z. B. im Urlaub.“ So können die Jugendlichen ihnen überall hin folgen und wissen vermeintlich alles über ihre Stars.
  • EXKLUSIVITÄT: Die Jugendlichen scheinen ständig auf der Suche nach einem Netzwerk zu sein, in dem sie unter sich sind – ohne die Eltern oder gar Großeltern, die mittlerweile auch auf z. B. Facebook vertreten sind. Die Gewissheit, dass Inhalte nur eine kurze Lebensdauer haben, bietet scheinbar Sicherheit für die Privatheit dieser Inhalte.

Nutzung

Wie werden die Snapchat-Inhalte zur Kenntnis genommen? Es gibt nämlich keine Suchfunktion wie bei Facebook oder Hashtags wie bei Instagram. Diese App funktioniert im Prinzip nur in Kombination mit anderen sozialen Netzwerken, z. B. Facebook, Instagram oder You-Tube. Person X postet ihren Snapcode als Screenshot auf z. B. Facebook oder Instagram und lädt dort ihre Follower ein, sich mit ihr auf Snapchat zu verbinden. Person Y muss den Snapcode von Person X „scannen bzw. anvisieren“ oder diese anhand ihres Benutzernamens zu ihrer Freundesliste hinzufügen. Dann können beide kommunizieren: Person Y wird alphabetisch bei den Freunden von Person X gelistet und kann für die Snapzustellung ausgewählt werden (und natürlich auch umgekehrt). Auch kann jetzt die Story der hinzugefügten Person angesehen werden.

Was spricht gegen Snapchat?

Ein Veto aus dem Netz: Stefan Scheller schreibt in seinem Blog persoblogger.de im Mai, dass der Aufwand für Personaler auf längere Sicht – zusätzlich zu allen anderen Kanälen – extrem aufwändig sei und das bei begrenzter Sichtbarkeit. Zum anderen empfiehlt er, zunächst die eigenen „Social Media-Hausaufgaben“ zu machen und zu überlegen, ob eine Kommunikation über Snapchat wirklich dem eigenen Unternehmen gerecht wird. Ist Ihr Unternehmen so innovativ, dass dieses Medium Sie authentisch zeigt?

Rechtliches

Obwohl private Snaps nur eine Betrachtungsdauer von maximal 10 Sekunden – Stories von 24 Stunden – haben, können Inhalte durch Screenshots gespeichert werden. Erstellt ein Empfänger beim Betrachten des Inhalts einen Screenshot, wird der Ersteller darüber informiert und weiß somit, wer was gespeichert hat. Ungewiss ist hingegen, wo das Unternehmen Snapchat alle Bilder und Videos speichert. Das Start-Up hat seinen Sitz in den USA. Sicher ist – und das steht auch in den Nutzungsbedingungen –, dass Snapchat selbst z. B. aus allen privaten Bildern eine Auswahl trifft, diese zu Stories zusammenfügen und für eigene Werbezwecke einsetzen darf.

Fazit

Snapchat ist geprägt durch die Kurzlebigkeit der Inhalte und deren Authentizität. Die App entspricht somit den Wünschen Ihrer Zielgruppe, also den Generationen Y und Z, so dass Sie entscheiden müssen, ob Sie auf den „Zug“ aufspringen – oder auf die nächste App warten.

Quelle: wirAusbilder Magazin, Heft 4/2016, S. 20-21.

Autoren:

Josef Buschbacher, Herausgeber von „wirAusbilder“. Berater und Coach mit jahrelanger Erfahrung als Ausbilder. Gesellschafter der Smadias – Deutsche Ausbilderakademie.
Kim Tebben, hat ihre Ausbildung zur Medienkauffrau Digital und Print im NWB Verlag 2014 abgeschlossen und ist dort seitdem als Redaktionsassistentin tätig.

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