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Digitale Fitness für eine zukunftsfähige Ausbildung

Josef Buschbacher

Josef Buschbacher erlebt regelmäßig, wie wichtig digitale Fitness auch für Ausbilder ist, wenn er gemeinsam mit ihnen ein zukunftsfähiges Ausbildungskonzept erarbeitet. Der Herausgeber vom wirAusbilder Magazin hat für Sie seine Gedanken zum Thema notiert.

Stichwort: Disruption

Neue Geschäftsmodelle, Produkte und Dienstleistungen kommen in immer kürzeren Abständen auf den Markt und bringen teilweise radikale Veränderungen. Wir leben in einem Zeitalter der disruptiven (zerstörerischen) Innovationen, in dem z. B. bewährte Autobauer gespannt zu Tesla, Google und Apple schauen und die Veränderungen, die die Elektromobilität mit sich bringt, ganze Industriezweige aussterben lassen werden. Auch in den Verwaltungen wird der Einsatz intelligenter Software spürbare Folgen haben. Aktuelle Studien nennen hierfür einen Zeithorizont von ca. sieben Jahren.

Ausbildung hinterfragen

Immer mehr Personal- und Ausbildungsleiter erkennen den Wandel und hinterfragen die Folgen für die Aus- und Weiterbildung insbesondere durch die Veränderungsgeschwindigkeit und Komplexität. Kann die duale Ausbildung mit ihren Rahmenlehrplänen, relativ starren Strukturen und den Lernorten Betrieb und Schule den Unternehmen noch garantieren, wettbewerbsfähig zu bleiben? Bisherige Ausbildungssysteme sehen vor, dass alle Lerner der gleichen zeitlichen, örtlichen und fachlichen Gliederung bei Lehrgängen, Einsätzen in den Fachabteilungen und Prüfungen folgen. Auch in innerbetrieblichen Unterweisungen versucht das Ausbildungspersonal Auszubildende und Studenten trotz unterschiedlicher Wissensstände gemeinsam zu unterrichten. Zudem wird in manchen Berufen, z. B. in der IT, die Ausbildungsordnung zu selten modernisiert bzw. neue Berufsbilder werden zu langsam entwickelt. Deshalb überlegen Verantwortliche in Ausbildungsunternehmen immer häufiger, wie alternative, agile und zukunftsfähige Ausbildungssysteme aussehen können.

Ausbildung weiterdenken: Losgröße 1

In Diskussionen rund um „Industrie 4.0“ geht es häufig um die sogenannte Losgröße 1. Sie steht für eine hohe Produktivität, eine bisher kaum gekannte Flexibilität und daraus entstehende schnelle Zyklen von Verbesserungen und Innovationen durch stetige Rückmeldung. Meine Meinung: Diese Losgröße 1 können Sie auch auf die Aus- und Weiterbildung anwenden! Losgröße 1 in der Bildung bedeutet für mich, individuelle Lehrpfade entwickeln, orts- und zeitunabhängige und somit höchst flexible Lehr- und Lernangebote schaffen, um den Wissensstand jedes einzelnen anzusprechen und diesem zu entsprechen.

Idealbild des „neuen“ Ausbilders

Um die Losgröße 1 in der Ausbildung zu implementieren, bedarf es weitsichtiger und mutiger Ausbilder. Deren Ziel ist nicht nur, dass ihre Azubis die IHK-Prüfung bestehen, sondern sie bereiten den Nachwuchs auf das dynamische Berufsleben vor. Diese Ausbilder zeichnen sich durch ihr exzellentes Fachwissen, ihre Empathie und durch sehr gute digitale Fitness aus. Sie kennen genau die Werkzeuge, die nötig sind, um Auszubildende und Studenten individuell zu fördern, zu begeistern, zu motivieren und zu begleiten. Begriffe wie Big Data, Learning Analytics, MOOCs, Learning Nuggets, Mobile Learning oder Workplace Learning sind ihnen genauso geläufig wie die Kommunikation über Social Networks und Messenger oder das Organisieren der eigenen Weiterbildung z. B. über Udemy oder Coursera.

Beispiel für Weitsicht

Der Arbeitgeberverband Südwestmetall, das Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft und das Bildungswerk Hamburg bieten speziell für Ausbilder ein Kurssystem zu digitaler Fitness. In den Qualifizierungsmodulen wird im Blended Learning Format (Kombination aus Präsenz und Online) das Rüstzeug für die Ausbildungsarbeit „von morgen“ vermittelt. Der Praxisbezug steht im Mittelpunkt: Alle Teilnehmer bearbeiten ein Praxisprojekt, das sie im Unternehmen sofort gemeinsam mit Auszubildenden und Studenten umsetzen können.

Fazit

Für die zunehmende Bedeutung von Aus- und Weiterbildung werden Ausbilder und Trainer gebraucht, die die Bedeutung der Veränderungen erfassen und neue Werkzeuge, Methoden und aktuelles Wissen in den Ausbildungsalltag integrieren. Digitale Fitness ist deshalb genauso wichtig wie Lesen und Schreiben.

Der Autor: Josef Buschbacher, Herausgeber von „wir Ausbilder“. Berater und Coach mit jahrelanger Erfahrung als Ausbilder, Inhaber der Smadias – Deutsche Ausbilderakademie.
www.wirausbilder.de
www.smadias.de

Mehr zum Thema “Digitalisierung in der Ausbildung”  auf dem wirAusbilder Kongress:

Hier erfahren Sie mehr über das Kongress-Programm und die Referenten!

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